Ukraine-Konflikt: Warum sich Macron als Vermittler mit Russland einbringt
Frankfurter Rundschau
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bringt sich als Vermittler zwischen Moskau und Washington ein.
Paris - Emmanuel Macron war im vergangenen Sommer nicht nach Genf eingeladen, als sich Joe Biden und Wladimir Putin dort trafen. An dem letzten Videogespräch der Präsidenten Russlands und der USA nahm er auch nicht teil. Egal – Macron bringt sich jetzt dennoch ein. Erfolgreich zwängt sich der französische Staatschef zwischen die beiden Supermächte des Kalten Krieges, um zu verhindern, dass ihre unversöhnlichen Positionen Europa einen neuen Waffengang bescheren.
Der französische Präsident konferierte in diesem Jahr schon dreimal mit Putin am Telefon. Danach ruft er jeweils den ukrainischen Staatschef Volodymyr Selenskyj an, neuerdings auch den polnischen Präsidenten und OSZE-Vorsitzenden Andrzej Duda. Um Mitternacht nach Pariser Zeit spricht er dann noch mit Biden.
Am kommenden Montag wird er Putin in Moskau aufsuchen, am Dienstag Selenskyj in Kiew. Dabei reist er auch als EU-Ratsvorsitzender. Diese an sich rein koordinierende Rolle legt Macron sehr proaktiv aus.
Ende Januar organisierte er in Paris ein Treffen im sogenannten Normandie-Format und brachte erstmals wieder Russen und Ukrainer an einen Tisch. In Berlin treibt er zusammen mit Kanzler Olaf Scholz eine Tagung des Weimarer Dreiecks aus Deutschland, Frankreich und Polen voran.
Warum dieser Aktivismus? Zum einen will Macron die Welt daran erinnern, dass sich die Ukraine-Krise auf europäischem Boden abspielt und Europa deshalb vor allen anderen Grund zur Sorge hat. Außerdem inszeniert sich le Président aus persönlichem Antrieb als Weltenlenker. Derzeit umso mehr, als in Frankreich Präsidentschaftswahlen anstehen. Während sich die übrigen Kandidat:innen in Paris dem Wahlkampfhickhack hingeben, kämpft er, Macron, für den Frieden.