Ukraine-Konflikt: UEFA in der Zwickmühle
ZDF
Die Politik reagiert mit Sanktionen gegen Russland. Der Sport könnte folgen, hält sich derzeit aber zurück.
Millionenschwere Sponsorings, extreme Nähe zu den Spitzenverbänden - und sogar die Austragung von Großereignissen wie das diesjährige Champions-League-Finale: Russlands Einfluss auf die Welt des Profisports ist riesig.
Während die Politik nach Russlands Anerkennung der Separatistengebiete in der Ostukraine empfindliche Sanktionen verhängte, tut sich der Sport schwer. "Die UEFA beobachtet die Situation ständig und genau", teilte der Fußball-Kontinentalverband auf Anfrage des Sport-Informationsdienstes (SID) mit.
"Wenn notwendig, wird zu gegebener Zeit eine Entscheidung getroffen", so die UEFA weiter. Einige Stunden zuvor hatte die Organisation noch ausdrücklich betont, dass es "zurzeit keine Pläne gibt, den Austragungsort zu ändern". Diese Formulierung fehlte im neuesten UEFA-Statement. Das Endspiel in der europäischen Königsklasse ist für den 28. Mai angesetzt.
Auch der DFB ist in Alarmbereitschaft versetzt. Denn der russische Staatskonzern Gazprom zählt zu den Großsponsoren der UEFA, die auch die EM 2024 hierzulande präsentieren werden. "Es ist eine sehr heikle Situation, die sich stündlich ändern kann und die wir natürlich alle im Blick haben", sagte DFB-Interimspräsident Rainer Koch der "Sportschau".
Ob er hinsichtlich des Sponsorings auf die UEFA einwirken werde? "Aktuell geht es um die Sicherung des Weltfriedens und damit um weitaus Wichtigeres als Fußball", so Koch, der auch im UEFA-Exekutivkomitee, dem mächtigsten Gremium im europäischen Fußball, sitzt.
Der Konflikt besitzt höchste Priorität in der Zentrale in Nyon - der Druck auf die UEFA steigt. "Damit Sanktionen gegen Russland wirksam sind, müssen sie Russland vor allem wehtun", sagt Philipp Hartewig, sportpolitischer Sprecher der FDP. Am Beispiel Fußball sehe er "auch klar" die UEFA um ihren Präsidenten Aleksander Ceferin "in Verantwortung".
Sabine Poschmann, sportpolitische Sprecherin der SPD, hält ein Champions-League-Finale in St. Petersburg für "undenkbar. Die UEFA ist aufgefordert, das Finale in ein anderes Land zu verlegen". Wenn Russland Völkerrecht "vorsätzlich bricht", ergänzte Hartewig, "muss Russland auch mit den Konsequenzen leben".