Ukraine-Konflikt: Satellitenbilder zeigen weitere Truppenbewegungen Russlands
Frankfurter Rundschau
Trotz der offiziellen Verkündung des Rückzugs von Russlands zeigen Satellitenbilder von US-Firmen Truppenbewegungen nahe der Ukraine.
Kiew – Offiziell lenkte der russische Präsident Waldimir Putin in der vergangenen Woche ein und verkündete einen Rückzug der Truppen an der russisch-ukrainischen Grenze. Inzwischen warnten die Nato und die USA jedoch davor, dass Russland seinen Truppenaufmarsch fortsetze. Mehrere Satellitenbilder vom 15.02.2022 sollen darauf hinweisen, dass Russland auch weiterhin einen Militärschlag und die Invasion in die Ukraine planen könnte. Dies berichtete die US-Nachrichtenseite The Daily Beast bereits am Dienstag (15.02.2022). Die Satellitenbilder stammen jedoch nicht vom US-Geheimdienst, sondern von der privaten Firma Planet aus den USA, die nach eigenen Angaben auf Satellitenbilder spezialisiert ist.
Die Satellitenbilder sollen laut The Daily Beast zufolge Veränderungen im Umfeld der Ukraine zeigen. Konkret betreffen sie den Fluss Prypjat an der belarussisch-ukrainischen Grenze. Der Fluss fließt von Belarus in das ukrainische Staatsgebiet nahe der Stadt Tschernobyl. Der Zeitung zufolge soll das russische Militär nahe der Grenze zur Ukraine eine Brücke gebaut haben. Das Verteidigungsministerium des russischen Verbündeten Belarus gab dem Nachrichtenportal zufolge auch am 11.02.2022 offiziell bekannt, dass Russland eine Militärübung abgehalten habe, die auch eine Wasserüberquerung über den Fluss Prypjat einschloss. Unklar ist, ob es sich bei dem Satellitenbild um die angekündigten Militärübung handelte.
Von der Krim gibt es ebenfalls Satellitenaufnahmen, die die Aufstockung und gleichzeitige Verlegung des russischen Militärs nahelegen. Das sollen The Daily Beast zufolge Aufnahmen von der russischen Militärbasis nahe der Stadt Bachtschyssaraj auf der Krim zeigen. Die Satellitenbilder seien von dem privaten Unternehmen Capella Space bereitgestellt worden. Die Bilder sollen zeigen, dass Russland seine Truppen und Equipment, darunter auch 19 neue Helikopter, am 15.02.2022 verlagert habe, wie der Analyst und Bellingcat-Autor Chris Biggers berichtet.
Russland hatte zuvor angekündigt, Truppen und Equipment von der Krim auf das russische Festland zurückzuverlegen. Mittlerweile seien Teile des Equipments zwar verschwunden, unklar sei aber wohin. „In Bachtschyssarai waren zuvor Panzer, Panzerhaubitzen und gepanzerte Mannschaftstransportwagen auf Brigadeebene stationiert“, sagte Biggers gegenüber The Daily Beast. „Ein Anfang der Woche auf TikTok veröffentlichtes Video zeigte Elemente in einem nahe gelegenen Feld. Am 15. Februar wurden diese und zuvor geparkte Elemente wahrscheinlich auf den nahe gelegenen Eisenbahnumschlagplatz verladen und verlegt. Es ist derzeit ungewiss, wohin“, so Biggers weiter.
Die Satellitenaufnahmen zeigen einige Veränderungen im Umfeld der Ukraine, die Zweifel an Russlands offiziellem Statement aufkommen lassen dürften. Zuletzt hatten die Nato, der US-Geheimdienst und US-Präsident Joe Biden gewarnt, dass die Invasion Russlands in die Ukraine noch immer unmittelbar bevorstehen könnte. Nach dem Besuch von Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Emmanuel Macron, Staatspräsident von Frankreich, hatte Wladimir Putin zuletzt den Abzug der Truppen und das Ende der „Militärübungen“ verkündet.