Ukraine-Konflikt: Moskau und Washington überziehen sich mit schweren Vorwürfen
Frankfurter Rundschau
Die diplomatischen Bemühungen zur Entschärfung der Ukraine-Krise gehen weiter. Derweil beschuldigen sich die USA und Russland gegenseitig, die Lage anzuheizen.
Update vom Freitag, 04.02.2022, 06.45 Uhr: Im Ukraine-Konflikt haben sich Russland und die USA gegenseitig mit schweren Anschuldigungen überzogen. Russland beschuldigte die USA am Donnerstag, mit einer Truppenentsendung nach Osteuropa die Spannungen auf dem Kontinent zu verschärfen. Die USA erklärten ihrerseits, Informationen zu haben, wonach Moskau einen Vorwand für eine Invasion in die Ukraine „erfinden“ wolle. Die Krisendiplomatie läuft derweil weiter: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kündigte eine Reise nach Moskau an, als Vermittler in dem Konflikt ins Spiel brachte sich zudem erneut der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan.
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warf den USA vor, mit ihrer Ankündigung, tausende Soldaten nach Osteuropa zu entsenden, die Eskalation weiter voranzutreiben. Russlands Sorgen bezüglich einer möglichen Nato-Osterweiterung und der Stationierung von US-Truppen in der Region seien „vollkommen gerechtfertigt“, sagte Peskow in Moskau.
+++ 20.54 Uhr: Russland erwägt nach Ansicht der USA mehrere Optionen, um einen Vorwand für eine Invasion in die Ukraine zu schaffen. Die Produktion eines Propagandavideos, für das ein Angriff inszeniert würde, sei eine Möglichkeit, erklärte Pentagon-Sprecher John Kirby am Donnerstag (03.02.2022) in Washington unter Berufung auf Geheimdienstinformationen.
Inhalt des Films wären die Folgen einer Explosion, und dabei würde Ausrüstung der Ukraine oder verbündeter Nationen zu sehen sein. Russland wolle dadurch Empörung auslösen. Ein solches Video könnte Wladimir Putin „den Funken liefern, den er braucht, um Militäreinsätze gegen die Ukraine einzuleiten und zu rechtfertigen“, erklärte Kirby.
„Wir wissen nicht definitiv, dass dies der Weg ist, den sie einschlagen werden, aber wir wissen, dass dies eine Option ist, die in Betracht gezogen wird“, sagte der stellvertretende US-Sicherheitsberater Jonathan Finer dem TV-Sender MSNBC. Die USA gingen mit diesen Vorwürfen an die Öffentlichkeit, um Russland davon abzubringen, solche Pläne tatsächlich umzusetzen, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen ranghohen Vertreter der US-Regierung.