Ukraine: Holocaust-Überlebende werden nach Deutschland evakuiert
DW
"Ich hatte nicht gedacht, dass das noch einmal passieren könnte." Als Kinder haben sie den Zweiten Weltkrieg erlebt, jetzt werden sie als alte Menschen aus der umkämpften Ukraine nach Deutschland gebracht.
Sie kommen mit dem, was sie tragen konnten: einem kleinen Koffer, einer Reisetasche, Fotos, einem Adressbuch, dem Handy. Und einer Menge Erinnerungen an das, was sie in ihrem langen Leben schon durchgemacht haben. Vollkommen erschöpft steigen drei betagte Frauen aus dem großen Lazarettbus des Roten Kreuzes aus; eine wird auf einer Trage von Sanitätern herausgebracht.
Die jüdischen Holocaust-Überlebenden aus der Ukraine werden von Thomas Böhlke begrüßt. Ohne Empfangsfeier, ohne Tamtam, "weil jetzt alle einfach nur erschöpft sind", sagt Heimleiter Böhlke. Drei Tage anstrengenden Reisens, mit ständigem Umsteigen, haben sie hinter sich. Eine Odyssee, um zu überleben und das Trauma eines zweiten Krieges in ihrem Leben hinter sich zu lassen. Ihr vorläufig neues Zuhause ist nun das Heim "Erfülltes Leben" in Berlin; ist Deutschland. Erfülltes Leben!
Liliya Vaksman hat sofort ihren Enkel angerufen, der seit einigen Monaten in Berlin lebt und arbeitet. Er ist ins Heim geeilt, um seine Oma in die Arme zu schließen.
"Ich liebe dich doch so", sagt Liliya Vaksman zärtlich zu ihrem Enkel Dan. Beide sind den Tränen nah. Die Holocaust-Überlebende Liliya Vaksman ist 82 Jahre alt und wurde aus der umkämpften Millionenstadt Dnipro (früher Dnepropetrowsk) in der Ukraine evakuiert. Als Kind hat sie Krieg, Verfolgung und Flucht erlebt. Und jetzt: wieder Krieg.
"Ich bin einfach nur geschockt über das, was nun in der Ukraine passiert. Ich kann einfach nicht glauben, dass jetzt noch einmal dasselbe passiert wie damals, als ich noch Kind war."