
Ukraine aktuell: Selenskyj zieht 400-Tage-Bilanz
DW
Der ukrainische Präsident blickt positiv zurück und voraus. Die OSZE lässt die Verschleppung ukrainischer Kinder untersuchen. Ein Überblick.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am 400. Tag des Kriegs gegen Russland eine nüchterne, aber dennoch positive Bilanz gezogen. In seiner allabendlichen Videoansprache sagte er, die Ukraine habe "die schlimmsten Tage" des russischen Angriffs im Februar des Vorjahres überstanden. Und man habe "auch diesen Winter überlebt", betonte er mit Blick auf die massiven russischen Luft- und Raketenangriffe gegen die Energie-Infrastruktur der Ukraine.
Die Ukraine habe in den vergangenen Monaten mit der Rückeroberung großer Gebiete ihr Heldentum bewiesen, sagte Selenskyj. "Wir bereiten unsere nächsten Schritte, unsere neuen Aktionen vor, wir bereiten uns auf unseren baldigen Sieg vor." Selenskyj verwies darauf, dass die Erfolge der Ukraine auch mit Hilfe der westlichen Partner möglich wurden, die "unsere Interpretation von Freiheit teilen, die unser Streben nach Gerechtigkeit unterstützten, die denselben festen Glauben haben wie wir, die Ukrainer, nämlich den Glauben, dass die Welt auf Regeln beruhen sollte, auf zivilisierten Regeln - auf den Regeln der Menschlichkeit, des Respekts und des Friedens."
Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat die Ukraine aufgefordert, sofort Verhandlungen ohne Vorbedingungen über eine Waffenruhe aufzunehmen. Kiew könne nicht mit einem Sieg gegen eine Atommacht wie Russland rechnen, sagte der 68-Jährige in einer Ansprache an die Nation in Minsk vor Hunderten Beamten und Gästen. "Es gibt jetzt viele Infos über eine bevorstehende Gegenoffensive. Das ist das Schlimmste, was passieren könnte", warnte der Präsident. Dies würde alle Chancen auf eine friedliche Lösung zunichtemachen. Zugleich warf der Staatschef den "USA und ihren Satelliten" vor, einen "umfassenden Krieg" in der Ukraine entfesselt zu haben.
Aus Sicht Lukaschenkos müssen die Kampfhandlungen sofort eingestellt werden. Die Truppen sollen auf ihren derzeitigen Positionen verharren, ohne weitere Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine. Es sei die letzte Möglichkeit vor einer Eskalation. Lukaschenko fügte hinzu, dass die russische Rüstungsindustrie dabei sei, Tempo aufzunehmen. Die Ukraine werde zerstört, wenn die Industrie auf vollen Touren gelaufen sei.