Ukraine aktuell: Selenskyj wirbt vor US-Kongress für Flugverbotszone
DW
Angesichts der russischen Angriffe erinnert Präsident Selenskyj die US-Abgeordneten an Pearl Harbor und den 11. September 2001. Die NATO will dauerhaft mehr Soldaten an ihrer Ostflanke stationieren. Ein Überblick.
Das Wichtigste in Kürze:
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die USA erneut zur Einrichtung einer Flugverbotszone im ukrainischen Luftraum aufgerufen. Selenskyj war etwa 20 Minuten lang den Mitgliedern des US-Kongresses aus Kiew per Video zugeschaltet. Er erinnerte die Abgeordneten an den japanischen Luftangriff auf die US-Marinebasis Pearl Harbor 1941 sowie an die Terroranschläge vom 11. September 2001. "Unschuldige Menschen wurden aus der Luft angegriffen, niemand erwartete es, niemand konnte es stoppen", sagte Selenskyj. "Unser Land erlebt das Gleiche jeden Tag". Solchen "Terror" habe Europa seit 80 Jahren nicht mehr erlebt.
Das Weiße Haus hatte eine Flugverbotszone bislang vehement ausgeschlossen, da deren Durchsetzung einem direkten Kriegseintritt des NATO-Mitglieds USA gleichkäme. Selenskyj sagte, falls ein US-Einsatz für eine Flugverbotszone zu viel verlangt wäre, wolle er um Verteidigungssysteme zum Schutz vor den russischen Angriffen bitten. Der ukrainische Präsident forderte auch weitere Wirtschaftssanktionen; alle US-Firmen sollten Russland verlassen. "Wir brauchen Sie jetzt", wandte Selenskyj sich direkt an die zuhörenden Abgeordneten.
Nach dem Hauptteil von Selenskyjs Rede wurde ein mit trauriger Geigenmusik unterlegtes Video eingespielt, das Szenen des Leidens der ukrainischen Zivilbevölkerung infolge der russischen Angriffe zeigte. Zum Schluss richtete Selenskyj sich auf Englisch direkt an US-Präsident Joe Biden: "Der Anführer der Welt zu sein, bedeutet, der Anführer des Friedens zu sein." Eine Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses zu halten, gilt als besondere Ehre. Infolge der russischen Annexion der Krim sowie des Kriegsbeginns in der Ostukraine 2014 wurde sie bereits Selenskyjs Amtsvorgänger Petro Poroschenko zuteil.
Wenige Stunden nach Selenskyjs Auftritt kündigte Biden weitere Militärhilfen für die Ukraine an, darunter Drohnen sowie Defensivsysteme gegen Panzer und Luftangriffe.