Ukraine aktuell: Selenskyj verlangt erneut härtere Sanktionen gegen Russland
DW
In einer Ansprache zum italienischen Parlament pocht der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf weitere Strafmaßnahmen gegen Moskau. Die Zahl der Flüchtlinge steigt auf gut 3,5 Millionen. Ein Überblick.
Das Wichtigste in Kürze:
Präsident Wolodymyr Selenskyj schlug in der Videoschalte nach Rom unter anderem vor, russische Schiffe sollten - ähnlich wie bei der Sperrung des Luftraums für russische Flugzeuge etwa in der EU und in Nordamerika - nicht mehr in ausländischen Häfen anlegen dürfen. "Ihr wisst, wer den Krieg gebracht hat, wer die Bombardierungen anordnet, wer die Propaganda betreibt." An Italien appellierte Selenskyj, russisches Vermögen einzufrieren und Luxusgüter wie Jachten zu konfiszieren. Das sei nötig, um den russischen Staatschef Wladimir Putin aufzuhalten. "Ihr müsst nur eine Person stoppen, damit Millionen überleben können."
Nach Angaben von Selenskyj wurden im Ukraine-Krieg bisher mindestens 117 Kinder getötet. Aber dies werde "nicht die letzte Zahl sein", warnte er in der Übertragung vor den Abgeordneten der beiden Kammern in Rom. Mit Blick auf die russischen Truppen fügte er hinzu: "Sie hören nicht auf zu töten." Selenskyj erinnerte an das Leid der Menschen in der Hafenstadt Mariupol am Schwarzen Meer, die von den Russen besonders heftig bombardiert wird. "Mariupol ist ähnlich groß wie Genua. Stellt euch vor, Genua wird komplett zerstört", sagte der Präsident. "Die Ukraine ist das Tor für die russische Armee. Sie will nach Europa. Aber die Barbarei darf nicht durch!"
Der Präsident verwies darauf, dass die Folgen des Krieges bereits in vielen Teilen der Welt zu spüren seien. "Das Schrecklichste wird die Hungersnot sein, die in einigen Ländern bevorsteht. Die Ukraine war immer einer der größten Lebensmittelexporteure, aber wie können wir unter den russischen Artillerieeinschlägen säen?" Länder wie der Libanon, Ägypten, Jemen und andere sind auf ukrainischen Weizen angewiesen. Der aktuelle Krieg hat die Weizenpreise bereits in die Höhe getrieben - im Februar um bis zu 50 Prozent.
Vor der Schalte mit dem Parlament hatte der ukrainische Präsident nach eigenen Angaben mit Papst Franziskus telefoniert. Der Papst habe Verständnis dafür gezeigt, dass die Ukraine Frieden wolle und sich dafür selbst verteidige. Franziskus habe ihm Mut zugesprochen. "Ich habe ihm geantwortet: Unser Volk ist zum Heer geworden, als es gesehen hat, wie viel Leid der Feind mit sich bringt, wie viel Zerstörung er hinterlässt, wie viel Blutvergießen das fordert." Selenskyj befürwortete in dem Telefonat nach eigenen Angaben eine Vermittlerrolle des Papstes.