
Ukraine aktuell: Präsident Selenskyj entlässt Botschafter Melnyk
DW
Andrij Melnyk ist nicht mehr der diplomatische Vertreter der Ukraine in Deutschland. Die Region Donezk, insbesondere die Stadt Slowjansk, sind wohl das nächste Ziel der russischen Angreifer. Unser Überblick.
Der umstrittene ukrainische Botschafter in Berlin, Andrij Melnyk, ist abberufen worden. Die Präsidentenkanzlei in Kiew veröffentlichte ein entsprechendes Dekret von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Melnyk war im Zuge des russischen Angriffskriegs auf sein Land zum wohl bekanntesten ausländischen Botschafter in Deutschland aufgestiegen. Dabei polarisierte er mit einem zuweilen für einen Diplomaten ungewöhnlichen Tonfall zunehmend.
Zuletzt brachte er sich in Bedrängnis, indem er in einem Interview den als Nazi-Kollaborateur in die Geschichte eingegangenen ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera verteidigte. In dieser Woche hatten "Bild" und "Süddeutsche Zeitung" über eine bevorstehende Abberufung Melnyks berichtet.
Russische Truppen haben ihre Angriffe im Osten der Ukraine fortgesetzt. In der ostukrainischen Region Donezk wurden am Freitag fünf Menschen getötet, wie der Gouverneur von Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Samstag erklärte. "Die gesamte Frontlinie steht unter unerbittlichem Beschuss", schrieb er auf Telegram. Vor allem die Stadt Slowjansk werde massiv angegriffen. Kyrylenko warf Russland zudem vor, landwirtschaftliche Flächen in Brand gesetzt zu haben, um "mit allem Mitteln die Ernte zu zerstören".
Slowjansk ist soweit absehbar das nächste Ziel der russischen Einheiten beim Vormarsch im Osten der Ukraine. Slowjansk und Kramatorsk sind die beiden größten Städte in der Region Donezk, die noch unter ukrainischer Kontrolle stehen. Russische Soldaten griffen Donezk von Stützpunkten in der Nachbarregion Luhansk aus an, erklärte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj. Luhansk befindet sich bereits unter russischer Kontrolle. Russland stocke derzeit seine Truppen in der Region auf, um weitere Angriffe vorzubereiten, sagte Hajdaj. Auch aus dem Süden des Landes wurden in der Nacht Explosionen gemeldet. Der Bürgermeister von Mikolajiw bat die Einwohner, in den Luftschutzkellern zu bleiben.
Großbritannien hat mit der Ausbildung ukrainischer Soldaten begonnen. In den kommenden Monaten sollen bis zu 10.000 Ukrainer trainiert werden. Etwa 1050 britische Soldaten sind in das Programm eingebunden, das an verschiedenen Militärbasen im Land stattfindet. Der Kurs behandelt den Umgang mit Waffen, Erste Hilfe auf dem Schlachtfeld, Patrouillentaktiken und Kriegsrecht. Zudem hat die britische Regierung AK-Sturmgewehre angeschafft, damit die ukrainischen Soldaten mit ihren gewohnten Waffen trainieren können. Sechs Kampfjets der britischen Luftwaffe wurden zu gemeinsamen Übungen in die künftigen NATO-Mitgliedsländer Finnland und Schweden geschickt. Dies sei Teil der erhöhten Präsenz in der Region und von den beiden nordischen Ländern beantragt worden. "Diese Einsätze unterstreichen unsere Entschlossenheit, die Partnerschaft zu verbessern und sicherzustellen, dass unsere Streitkräfte nahtlos zusammenarbeiten können", sagte Verteidigungsminister Ben Wallace.