
Tschechien: Mahnmal statt Schweinefarm im ehemaligen Roma-KZ
DW
Auf dem Gelände des ehemaligen Nazi-Konzentrationslagers Lety für tschechische Roma wurde nach langem Hin und Her mit dem Abriss einer Schweinefarm begonnen. Nun entsteht dort ein Mahnmal für den Völkermord an den Roma.
Es hat viele Jahrzehnte gedauert - eine entwürdigend lange Zeit für die Opfer und ihre Nachkommen. Doch nun ist es endlich so weit: Am Montag (25.07.2022) wurde auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Lety für tschechische Roma, rund 80 Kilometer südlich von Prag, mit dem Bau einer Gedenkstätte begonnen. Hier kamen während der deutschen Nazi-Besatzung Böhmens und Mährens Hunderte tschechischer Roma um. Die meisten, die das KZ Lety überlebten, wurden von hier aus in deutsche Vernichtungslager transportiert. Und - hier errichtete der realsozialistische Staat in den 1970er Jahren eine Schweinemastfarm. Ein schwer fassbarer Affront gegen die Opfer.
Nach dem Ende der Diktatur 1989 wurde um den Abriss der Farm immer wieder gestritten. Es waren im Wesentlichen politisches Desinteresse und Ignoranz, die bisher verhinderten, dass in Lety eine Gedenkstätte errichtet werden konnte. Am vergangenen Freitag (22.07.2022) begann der Abriss der Schweinemastanlage nun schließlich. An diesem Tag versammelten sich in Lety tschechische Politiker, Diplomaten, Vertreter der tschechischen Roma und Anwohner zu einer Zeremonie, um den Beginn des Gedenkstättenbaus zu würdigen.
Zwar erwarb die tschechische Regierung die Schweinefarm bereits im Jahr 2017. Dennoch vergingen weitere fünf Jahre bis zum Baubeginn der Gedenkstätte. "Ich entschuldige mich an dieser Stelle aus tiefstem Herzen für diese politische Trägheit und bringe gleichzeitig meine Freude darüber zum Ausdruck, dass sie heute symbolisch beendet wird", sagte der tschechische Kulturminister Martin Baxa dazu am Freitag in Lety.
Er erinnerte daran, dass auf dem Gelände der ehemaligen Schweinefarm auch die sterblichen Überreste von Dutzenden Roma-Kindern liegen, die dort während ihrer Gefangenschaft ums Leben kamen. "Zofie Janeckova und Tonicka Serynkova erlebten ihren ersten Geburtstag nicht mehr. Jozef Serynko war ein Jahr alt und Frantisek Serynko zwei Jahre alt, als sie alle hier starben. Die neue Gedenkstätte wird dafür sorgen, dass ihre Namen nicht vergessen werden", sagte Baxa.
Jana Horvathova, die Direktorin des tschechischen Museums für Roma-Kultur, das die Gedenkstätte verwalten wird, betonte die enorme Bedeutung des Erinnerungsortes für die rund 250.000 Menschen der Roma-Minderheit in der Tschechischen Republik. "Dies ist ein bahnbrechender Moment für uns. Die Gedenkstätte soll an die historischen Fakten erinnern und gleichzeitig aufklären. Sie soll über die Geschichte der Roma und Sinti in der Tschechischen Republik informieren und die Wurzeln des Hasses und der Diskriminierung erläutern", so Jana Horvathova.