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Tschechien entsendet Soldaten zur Verteidigung der Slowakei
DW
650 tschechische Soldaten werden in der Slowakei stationiert. Sie sollen dem Nachbarland helfen, seine Grenze zur Ukraine zu schützen.
Dreißig Jahre nach der Auflösung der Tschechoslowakei wird die Tschechische Republik 650 Soldaten in die Slowakei entsenden. Sie sollen dem Nachbarland nach der russischen Aggression in der Ukraine helfen, seine mehr als 100 Kilometer lange Ostgrenze zu schützen. Dabei werden tschechische Soldaten den 2000 Mann starken multinationalen NATO-Militäreinsatz in der Slowakei anführen. Es ist der größte tschechische Auslandseinsatz seit vielen Jahren.
Neben den Tschechen werden auch 400 Amerikaner, Niederländer, Polen und auch Hunderte Deutsche dabei sein. Die Gruppe wird in der Ostslowakei stationiert und umfasst das Flugabwehrsystem Patriot.
Die Tschechen wurden von der slowakischen Regierung angefordert denn die meisten Slowaken sind Umfragen zufolge seit vielen Jahren gegen die NATO-Militärpräsenz in der Slowakei, insbesondere gegen die Anwesenheit amerikanischer Soldaten. Vor allem die linke Opposition ist stark antiamerikanisch. Die Aggression Russlands gegen die Ukraine hat jedoch bei einem Teil der Bevölkerung zu einem Umdenken geführt. Darüber hinaus ist die Beteiligung tschechischer Soldaten aufgrund der guten nachbarlichen Beziehungen in der Slowakei weitgehend akzeptiert.
"Die Beziehungen zwischen der Slowakei und der Tschechischen Republik sind außergewöhnlich", sagte der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad im tschechischen Fernsehen. Er erinnerte daran, dass bereits seit mehreren Jahren ein Vertrag über die gemeinsame Verteidigung des Luftraums zwischen den beiden Ländern bestehe. "Zum Beispiel können unsere Piloten fremde Flugzeuge über dem Gebiet der Tschechischen Republik abschießen und tschechische Piloten können über dem Gebiet der Slowakei das Gleiche tun, wenn es nötig ist. Das ist eine wirklich große Übertragung von Souveränität. Das ist es, was unsere Zusammenarbeit möglich macht", so der Minister.
Das Angebot Prags, tschechische Soldaten in die Slowakei zu entsenden, sei eine Reaktion auf die russische Aggression gegen die Ukraine, erklärt der stellvertretende tschechische Verteidigungsminister Frantisek Sulc im Gespräch mit der DW. "Wir setzen uns seit langem für den Schutz des Baltikums ein. Als die NATO begann, die Entsendung eines Kontingents in die Slowakei vorzubereiten, erschien es uns ganz selbstverständlich, unsere Soldaten dort anzubieten. Und die Slowaken waren daran interessiert, dass wir Tschechen das befehlshabende Land dieser Allianzeinheit sind. Das NATO-Kommando hat dieses Modell genehmigt", so Sulc.