Tote Polizisten: Verdächtige kommen vor Haftrichter
Süddeutsche Zeitung
Kollegen trauern, der Kanzler zeigt sich bestürzt, nach möglichen Mittätern wird weiter gefahndet. Einen Tag nach der Tat im Landkreis Kusel sind noch viele Fragen offen, am Nachmittag wollen die Ermittler über ihre Erkenntnisse informieren.
Einen Tag nach den tödlichen Schüssen auf zwei Polizisten in der Pfalz laufen die Ermittlungen weiter, trotz zweier Festnahmen sind viele Fragen ungeklärt. Die beiden festgenommenen Männer sollen an diesem Dienstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Und man fahnde nach wie vor nach möglichen Mittätern, bis man ausschließen könne, dass es solche gebe, teilte die Polizei mit. "Wir müssen die Hintergründe der Tat schnell aufklären", forderte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in einem Tweet. Voraussichtlich um 14 Uhr werden Polizei und Staatsanwaltschaft eine gemeinsame Pressekonferenz geben, um Einzelheiten mitzuteilen.
Bei einer Verkehrskontrolle in der Nähe der Kreisstadt Kusel, nahe der Grenze zum Saarland, waren am frühen Montagmorgen eine Polizeianwärterin und ein Oberkommissar erschossen worden. Am Abend wurden zwei Männer festgenommen. Ein 38-jähriger Wildhändler aus dem saarländischen Kreis Neunkirchen stellte sich der Polizei, nachdem sie öffentlich nach ihm gefahndet hatte. Der Verdächtige habe sich über seine Anwältin gemeldet und sei vor einem Haus im saarländischen Sulzbach festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Nach bisher unbestätigten Informationen mehrerer Medien soll der 38-Jährige der Polizei bekannt gewesen sein - unter anderem wegen Fahrerflucht.
Im Landkreis Kusel werden zwei junge Polizisten bei einer Verkehrskontrolle erschossen, am späten Nachmittag nehmen die Fahnder zwei Verdächtige fest. Über eine Tat voller Rätsel. Von Gianna Niewel, Frankfurt, und Kerstin Lottritz
In dem Haus wurde auch ein 32 Jahre alter Verdächtiger festgenommen. In welchem Zusammenhang er zu den Schüssen stehe, müssten die Ermittlungen ergeben, hieß es von der Polizei. Beide Männer hätten sich zunächst nicht zur Sache geäußert. Der Spiegel berichtete, der Mann habe nach der Tat die Ehefrau des 38-Jährigen angerufen. Bei der Durchsuchung des Hauses wurden Schusswaffen gefunden; ob darunter auch die Tatwaffe war, ist noch nicht klar.
Die Tat in Kusel "bedrückt mich sehr", schrieb Kanzler Scholz am Montagabend auf Twitter. "Mein Mitgefühl gilt den Angehörigen der beiden jungen Opfer. Und ich denke an die vielen Polizist*innen, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um uns Bürger*innen zu schützen." Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ordnete Trauerbeflaggung für das Land an, auch im Saarland wurden die Flaggen auf halbmast gesetzt. In vielen Bundesländern hängt Trauerflor an den Streifenwagen der Polizei.