
Tom Schilling & The Jazz Kids: Die Kids nehmen ihre Sache ernst
Frankfurter Rundschau
Tom Schilling mit Band bei Summer in the City im Palmengarten.
Tom Schilling, 39, kennt man sonst ja als Schauspieler. Gerade läuft mit ihm „Fabian oder der Gang vor die Hunde“ an (siehe Seite 20). Filme wie „Crazy“ führten ihn ein, verschrobene Anarcho-Geschichten von „Verschwende deine Jugend“ bis „Hai-Alarm am Müggelsee“ prägten sein Rollenbild, das er als junger Hitler, junger Brecht, als Woyzeck und als Hacker im Thriller „Who Am I“ erweiterte. Klein und schmächtig gebaut, füllt er einen sympathischen oder sinistren, jungenhaften Rollentypus zwischen Michael J. Fox und Edward Norton aus, was ihm manches Angebot als Nazi-Charge einbrachte („Der Baader Meinhof Komplex“, „Die Frau in Gold“). Leicht übersieht man, dass er, der mit sechs vor der Kamera und ab zwölf auf der Bühne des Berliner Ensembles stand, sich in Filmen oft auf Musik oder bildende Kunst („Posthumous“) bezieht. Wer wie er als Banklehrling-Querstrich-Musikmanager Harry schon 2003 pikaresk auf der Neuen-deutschen-Welle surfte („Verschwende deine Jugend“), dem glaubt man die Musik als Anliegen leichter. Was nottut, denn oft sind Schauspieler-Bands arg schwachbrüstig. Die künftigen „Jazz Kids“ spielten 2012 die Filmmusik zu Tom Schillings Film „Oh Boy“ ein, tourten 2017 mit ihm als Frontmann und Liederschreiber und dem Debütalbum „Vilnius“ und stehen vor ihrer zweiten CD, nehmen die Sache also ernst. Das Jazz-Etikett führt dabei in die Irre, denn obwohl die E-Gitarren in Richtung Fusion weisen, spielen Lenny Svilar (E-Gitarre), Christopher Calaco (Klavier), Philipp Schaeper (Schlagzeug) und Leo Eisenach oder vielmehr Thomas Stieger (E-Bass) als Ersatz an diesem nassen Frankfurter Abend im Palmengarten eine Stilmixtur aus Ballade, Chanson, Alternative oder ab und zu Hardrock.More Related News