Tod von Zehnjähriger wirft Frage nach Strafmündigkeit neu auf
n-tv
Tötungsdelikte durch Kinder bleiben trotz zuletzt zwei spektakulären Fällen eine absolute Ausnahme. Doch gerade bei weniger dramatischen Taten wie Ladendiebstahl, Sachbeschädigung und Beleidigung nimmt laut Kriminalstatistik die Zahl Verdächtiger unter 14 Jahren stark zu.
Eine Zehnjährige wird tot in einer Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtung in Oberfranken gefunden. Der Fall schockiert, auch weil erneut ein fast Gleichaltriger im Fokus der Ermittler steht. Es ist nicht der erste Fall dieser Dimension in jüngster Vergangenheit, bei dem die Tatverdächtigen minderjährig sind. Bundesweit für Entsetzen hatte zuletzt der gewaltsame Tod der 12-jährigen Luise aus Freudenberg in Nordrhein-Westfalen gesorgt, die durch zahlreiche Messerstiche starb. Zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren haben die Tat gestanden.
Aber häufen sich solche Fälle tatsächlich? Belastbare Zahlen zur Kriminalität von strafunmündigen Kindern gibt es in der vor kurzem vorgelegten Polizeilichen Kriminalstatistik für das vergangene Jahr 2022. Demnach stieg der Anteil von Kindern an der Zahl der Tatverdächtigen über alle Verbrechensbereiche hinweg. Zwar lebten 2022 - unter anderem wegen der Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine - mehr Minderjährige in Deutschland als im Jahr zuvor.
Doch das alleine erklärt den Trend nicht. Mit dem Anstieg um 35,5 Prozent auf 93.095 tatverdächtige Kinder (unter 14 Jahren) wurde das Niveau des noch stark von Corona geprägten Vorjahres deutlich überschritten. Die Zahl lag auch um fast 28 Prozent höher als im Jahr 2019 (72.890).