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Tierversuche sind bei der Bundestagswahl kaum ein Thema
Frankfurter Rundschau
Eine Kampagne im Vorfeld der Bundestagswahl fordert von den Parteien den Ausstieg aus Tierversuchen. In manchen Wahlprogrammen fehlt jedes Wort davon.
Mäuse, denen die Kopfhaut aufgeschnitten wird, Ratten, die in einem Glasbehälter mit Wasser zum Schwimmen gezwungen werden – glaubt man den 15 Tierschutzorganisationen, die die bundesweite Kampagne „Tierversuche abwählen“ unterstützen, so sind solche Versuche archaische Methoden, mit denen Tiere gequält werden – und das völlig ohne Sinn.
„Das Hauptproblem ist die fehlende Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen“, sagt Gaby Neumann, promovierte Veterinärin und Sprecherin der Initiative „Ärzte gegen Tierversuche“. Relevante Unterschiede seien etwa der Körperbau, die Organfunktion, der Stoffwechsel: „Der Mensch ist keine Maus.“ Diese fehlende Übertragbarkeit sei „ein unkalkulierbares Risiko“. Viele Krankheiten von Menschen würden Tiere gar nicht bekommen, so Neumann. Deshalb züchte man sie ihnen an oder die Symptome würden künstlich erzeugt.
Das gleiche Risiko sieht die Tierärztin bei der Entwicklung von Medikamenten – weshalb „Ärzte gegen Tierversuche“ auch eine Menschenschutzorganisation sei. „Bis zu 95 Prozent der Medikamente, die sich in den Tierversuchen als nicht giftig erwiesen haben, fallen in den anschließenden Studien an Menschen durch.“ Sie seien teils wirkungslos oder hätten schwere Nebenwirkungen.