
Tierquälerei-Vorwurf: Beerbaum kündigt juristische Schritte gegen RTL an
Frankfurter Rundschau
RTL zeigt Aufnahmen, die Olympiasieger Ludger Beerbaum bei verbotenen Trainingsmethoden zeigen sollen. Dieser will nun juristische Schritte gegen das Wallraff-Team einleiten.
Köln - Es sind Videoaufnahmen, die viele Zuschauer:innen erneut an Sinn und Moral des professionellen Reitsports zweifeln lassen dürften. Einer der erfolgreichsten Reitsportler Deutschlands steht dabei im Fokus der Kritik: Weltmeister und Olympiasieger Ludger Beerbaum. Die Videoaufnahmen stammen aus einem Beitrag von RTL extra und des investigativen Reporters Günter Wallraff, der am Dienstag, den 11.01.2022, ausgestrahlt wurde.
In dem Beitrag sei zu sehen, wie auf dem Reiterhof von Ludger Beerbaum das sogenannte Barren anwendet wird: Bei der in Deutschland verbotenen Trainingsmethode werden Pferden, wenn sie über ein Hindernis springen, Stangen bzw. Barren gegen die Vorderbeine gestoßen. Das Verfahren soll die Pferde erschrecken und sie dazu bringen, höher zu springen. Eine äußerst schmerzhafte Methode, wie ein Tierarzt dem Wallraff-Team erklärt.
Gestützt werden die Aufnahmen durch ein Interview mit einer Bekannten Ludger Beerbaums. Diese bestätigt gegenüber Günter Wallraff, dass Beerbaum das Barren bei seinen Pferden anwenden würde. Was die Reportage auch zeigen soll: Barren mit Spitzen sollen auf dem Hof von Beerbaum gefunden worden sein. Eine Reporterin des Wallraff-Teams, die als Praktikantin undercover filmte, entdeckte die Stangen. Ob sie auch zum Einsatz kamen, sei jedoch nicht bekannt.
Ludger Beerbaum hingegen will juristisch gegen RTL vorgehen. In einem Statement auf seiner Internetseite schrieb Beerbaum, dass der Beitrag von RTL extra „in vielen Punkten nachweislich falsch, verleumderisch und ehrverletzend“ sei. Bei den Szenen habe es sich um „erlaubtes Touchieren“ gehandelt. Die von der RTL-Reporterin gefundenen Stangen seien zum Bau und zur Reparatur von Weidezäunen benutzt worden.
Bereits im vergangenen Jahr wurde öffentlich, dass RTL im Besitz von Aufnahmen eines bekannten Reitsportlers sei, der verbotene Trainingsmethoden anwenden soll. Dies berichtete unter anderem die Süddeutsche Zeitung. RTL hatte die Deutsche Reiterlichen Vereinigung (FN) um eine Stellungnahme gebeten. Diese wiegelte jedoch ab - auch weil ihr der Sender nicht das ganze Video-Material vorgelegen habe: „Uns wurde lediglich ein wenige Sekunden langer, verpixelter Video-Zusammenschnitt gezeigt, der für uns in dieser Form keine Schlussfolgerung oder Einschätzung zulässt“, sagte FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach in einer Stellungnahme vom 10.05.2021.