![Tiere, die sich Tiere unterwerfen](https://www.fr.de/bilder/2021/10/05/91033770/27239628-auch-schafe-freuen-sich-an-der-sonne-378V4YXEPRef.jpg)
Tiere, die sich Tiere unterwerfen
Frankfurter Rundschau
Über Tierrechte und ein Schafaltersheim: Hilal Sezgins letzte Kolumne „Unter Tieren“.
Bei den Verhandlungen zu einer neuen Regierung steht viel auf dem Spiel: Wird die künftige Regierung den Klimawandel ein wenig abbremsen, werden ein oder anderthalb Weichen in Richtung sozialer Gerechtigkeit neu gestellt? Ein Thema aber wird gar nicht mit auf den Verhandlungstisch gelangen, voraussichtlich noch viele Jahre nicht: die individuellen Rechte (nicht-menschlicher) Tiere.
Zwar kritisieren manche Politikerinnen und Politiker die derzeitige Tierproduktion oder Massentierhaltung, und es macht auch durchaus einen Unterschied, wer das Landwirtschaftsministerium besetzt. Doch zugespitzt gesagt, geht es dabei immer nur darum, Tiere ein bisschen weniger ausbeuten, sie ein bisschen netter zu töten – Tierrechtlerinnen wie ich sind hingegen dafür, dass Tiere gar nicht mehr ausgebeutet, und nicht getötet werden.
Was also „wünschen“ wir uns überhaupt von unserer Verfassung? Was würden wir anordnen, wenn wir an der Regierung wären? Diese Frage wird mir oft gestellt, aber es gibt keine vernünftige Antwort. Denn wenn zum Beispiel ich an der Regierung wäre, hätten entweder große Teile unserer Gesellschaft ihre Ansichten zu Tieren entscheidend geändert, sonst wäre ich ja nicht gewählt worden; oder aber wir lebten in einer Diktatur. Da mir nach Letzterem nicht der Sinn steht, arbeite ich auf Ersteres hin: eine Veränderung der Mehrheitsmeinung zu Tieren.