Tiefensee: Wir stehen vor wirtschaftlicher Talsohle
n-tv
Erfurt (dpa/th) - Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sieht im Herbstgutachten führender Wirtschaftsforscher ein Warnsignal an den Bund, schnell zu handeln, um Wohlstandsverluste in Deutschland zu begrenzen. "Wir stehen vor einer wirtschaftlichen Talsohle, die nach derzeitiger Einschätzung etwa anderthalb Jahre andauern wird", erklärte Tiefensee am Donnerstag in Erfurt. Er reagierte damit auf das Herbstgutachten, nach dem Deutschland in eine Rezession steuert. Danach wird Deutschland erst 2024 zu Wirtschaftswachstum zurückehren.
Tiefensee verlangte vom Bund, den Gaspreisdeckel und die Strompreisbremse zumindest auf nationaler Ebene sofort einzuführen. Zudem müssten die Hilfsprogramme für die Wirtschaft zügig auf den Weg gebracht werden. Spätestens Ende Oktober müsste Klarheit über die geplanten Entlastungen bestehen und noch in diesem Jahr die Auszahlungen von Finanzhilfen beginnen. Tiefensee: "Wenn Politik und Wirtschaft jetzt gemeinsam schnell handeln, können ein massiver wirtschaftlicher Einbruch und die schlimmsten Folgen für die Haushalte in Deutschland immer noch verhindert werden."
Das Gutachten verweist auf einen massiven Kaufkraftverlust privater Haushalte, der sich im Laufe des nächsten Jahres noch verstärken werde. Die meisten Unternehmen könnten dagegen die Energiepreisschocks noch recht gut verkraften.
Für das Gesamtjahr 2022 rechnen die Experten wegen des besseren ersten Halbjahrs noch mit einem kleinen Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent, für 2023 sagen sie einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent voraus. Die Gaspreise seien der entscheidende Faktor, der die deutsche Wirtschaft in die Rezession treiben werde. Die höchsten Energiepreise für Verbraucher würden Mitte des kommenden Jahres erwartet. Mit einem Gasmangel rechnen die Institute aber nicht.