"Tiefe Traurigkeit und Angst vor dem Leben"
Süddeutsche Zeitung
Ines R. soll im April vier Menschen in einer Potsdamer Behinderten-Einrichtung getötet haben. Es bestehen kaum Zweifel daran, dass sie die Tat begangen hat. Die Frage ist eher: Ist sie schuldfähig? Am ersten Prozesstag sagt sie über ihr schwieriges Leben aus.
Nachdem Ines R. ihren Auftritt im Saal acht des Landgerichts Potsdam hatte, kam der vermutlich schwierigste Teil dieses Prozesstages für die Angeklagte. Eine halbe Stunde lang schauten Ermittler, Richter, Staatsanwältin und Sachverständige durch die Fotos der blutigen Tat, die ihr vorgeworfen wird. Ines R., 52, lange blonde Haare, blaugrüne Bluse, bleibt dabei nichts anderes übrig, als stumm daneben zu sitzen. Manchmal nur wandert ihr Blick zu den Sitzbänken rechts von ihr, von wo aus die Zuschauer sie anstarren. Meist aber blickt sie mit verschränkten Armen regungslos nach vorn. Schon als Kind habe sie immer wieder das Gefühl gehabt, "nicht normal zu sein", hatte sie am Morgen erzählt. Das Gefühl, dass ihre Mitschüler sie merkwürdig gefunden hätten. "Ich habe mich dann zu Hause verkrochen."