
Tiefe Betroffenheit bei DFB-Spielerinnen
Frankfurter Rundschau
Deutsche Nationalfußballerinnen besuchen nach ihrem Pflichtsieg in Israel die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.
In den Reaktionen schwang Fassungslosigkeit, Entsetzen, aber auch Ohnmacht mit. Niemand aus der Abordnung des deutschen Frauen-Nationalteams, der nach dem zweieinhalb stündigen Rundgang durch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Freitag nicht betroffen wirkte. „Ich nehme vor allem mit, wie grausam unsere Geschichte ist und sich Menschen verhalten können“, sagte Lena Lattwein mit beinahe brüchiger Stimme. Die Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden durch das Naziregime ließ die 21-jährige Nationalspielerin vom VfL Wolfsburg erschaudern. „Unfassbar!“
Klar, sie habe in der Schule das Thema behandelt, aber Foto-, Ton- und Videomaterial in Jerusalem in Augenschein zu nehmen, sei noch mal etwas anderes. Ihre vier Jahre ältere Vereinskameradin Tabea Waßmuth brachte die Eindrücke aus dem Quintett der teilnehmenden Spielerinnen – darunter Laura Freigang von Eintracht Frankfurt – an der Gedenkstätte gegen das Verbrechen am besten auf den Punkt: „Wir sind Deutschland: Wir müssen uns als deutsche Nationalmannschaft damit befassen, was passiert ist.“
Die vom Sportlichen Leiter Joti Chazialexiou („Das macht traurig und ehrlich gesagt auch etwas wütend“) angeführte deutsche Delegation unternahm am Tag nach dem 1:0-Pflichtsieg der DFB-Frauen gegen Israel den Abstecher an das 1953 auf dem Herzlberg eröffnete Mahnmal. Als sich 1987 der Nationalmannschaftskapitän Lothar Matthäus hier beim ersten Israel-Gastspiel der deutschen Männer umgesehen hatte, berichtete er von einem „beklemmenden Gefühl“.