Teures Zuckerfest: "Neue Realität der einfachen Leute"
ProSieben
Volle Moscheen, leere Supermarktregale: Auch nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan müssen sich viele Muslime in Verzicht üben. Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine sind Lebensmittel vielerorts teuer und mitunter knapp geworden. Vor allem ärmere Menschen müssen sich deshalb bei dem am Montag beginnenden Fest des Fastenbrechens einschränken. In den vergangenen beiden Jahren wurden Millionen Muslime weltweit bereits durch die Corona-Auflagen zur Zurückhaltung beim Eid al-Fitr gezwungen. Erstmals seit Beginn der Pandemie waren in diesem Ramadan wieder große Treffen erlaubt. Die Menschen kommen etwa zum Beten und Essen zusammen.
In Tunesiens Hauptstadt feierten und tanzten junge Leute nach dem allabendlichen Fastenbrechen denn auch wieder ausgelassen zu traditioneller Livemusik. In den engen Gassen und auf den hippen Dachterrassen-Cafés von Tunis' Altstadt drängten sich die Massen. Noch im vergangenen Jahr hatte es hier wegen der Pandemie im Ramadan eine Ausgangssperre am Abend gegeben. Vor allem ärmere Tunesier blieben den teuren Altstadt-Cafés aber weiterhin fern.
Tunesien und viele andere arabische Staaten beziehen Weizen und Sonnenblumenöl zu einem Großteil aus der Ukraine und Russland. Aufgrund von Preissteigerungen und Lebensmittelengpässen im Zuge des Ukraine-Kriegs müssen viele Muslime in diesem Jahr bei Geschenken und Festmahlzeiten sparen.
Auch in der Türkei sind die als Zuckerfest bekannten Feierlichkeiten nach dem Ramadan deutlich teurer geworden. Der Name verrät bereits, was dabei vor allem auf den Tisch kommt: Süßspeisen. Auch wegen gestiegener Zuckerpreise sei in diesem Jahr das beliebte Süßgebäck Baklava für viele zum Luxusgut geworden, berichtete der Sender Halk TV. Schon während des Ramadans standen in Istanbul viele Menschen Schlange vor Zelten, in denen zum abendlichen Fastenbrechen gratis Essen ausgegeben wurde. "Das ist die neue Realität der einfachen Leute - im Gegensatz zum Luxuspalast in Ankara", sagte ein wartender Mann in Anspielung auf den unter Präsident Recep Tayyip Erdogan erbauten pompösen Palast in der türkischen Hauptstadt.