Taxibranche in der Dauerkrise
ProSieben
Die umfangreichen Lockerungen der Corona-Regeln könnten für die Taxibranche manches leichter machen. Wären da nicht die stark gestiegenen Spritpreise. Und die nächsten Probleme kündigen sich schon an.
Die Taxibranche in Deutschland sieht weiter mit großen Sorgen in die Zukunft. Trotz der weitgehenden Aufhebung der Corona-Maßnahmen und des Regierungsbeschlusses, die Energiesteuer auf Kraftstoffe vorübergehend abzusenken, rechnet der Bundesverband Taxi und Mietwagen nicht mit einer schnellen Trendwende. "Es gibt jeden Tag reihenweise Unternehmen, die aufgeben, die einfach nicht mehr können", sagte Verbandsgeschäftsführer Michael Oppermann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter", umschreibt er die Lage. "Das kennen wir noch nicht mal aus der Ölkrise in den 70er Jahren."
Die Branche komme schließlich bereits aus einer wirtschaftlichen Durststrecke. Typische Taxifahrten durch Partygänger, Touristen, Messegäste, Geschäftsreisende oder Urlauber auf dem Weg zum Flughafen gab es wegen der Corona-Pandemie lange Zeit nur in geringem Umfang. Nun seien aber zusätzlich auch Werkstattpreise und Spritkosten auf Rekordhoch. "Wenn die Mindestlohnerhöhung kommt, ist das der nächste Schlag ins Kontor", sagte Oppermann.
Auch der Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, Leszek Nadolski, fragt sich, wie die Mehrkosten bezahlt werden sollen. Allein aus den Umsätzen sei das nicht finanzierbar. "Die Spritpreise machen uns tot", sagte er. Für viele Taxiunternehmer rechne sich das Geschäft einfach nicht mehr. "Jeden Tag werden in Berlin jetzt ein bis zwei Taxen abgemeldet." Viele Taxi-Betriebe fürchteten um ihre Existenz.
Die Entwicklung ist deutschlandweit ähnlich: Seit Beginn der Pandemie ist die Zahl der Taxi-Unternehmen nach Angaben des Bundesverbands bereits um ein Fünftel auf rund 18.000 zurückgegangen. Oppermann erwartet, dass sich die Entwicklung noch beschleunigt und es Ende des Jahres ein Drittel weniger sein werden.