Tausende protestieren in Serbien gegen Lithium-Abbau
n-tv
Die Europäische Union möchte aus Serbien in Zukunft gerne große Mengen an Lithium importieren. Das könnte die Abhängigkeit von China bei dem wichtigen Rohstoff verringern. Doch vor Ort gehen Tausende gegen den Deal auf die Straße.
In Serbien haben landesweit Tausende Menschen gegen ein kürzlich mit der EU vereinbartes Projekt zum Lithium-Abbau protestiert. "Sie haben sich unsere Flüsse und Wälder unter den Nagel gerissen", sagte der Aktivist Nebojsa Kovandzic aus der Stadt Kraljevo auf einer Kundgebung. "Alles, was sie (die Regierung) tun, unternehmen sie für ihre eigenen Interessen und niemals im Interesse von uns, den Bürgern." Die Menge rief: "Diebe, Diebe" oder auch "Rio Tinto, geh nach Hause".
In Sabac schwenkten die Demonstranten serbische Flaggen und zogen nach einer Kundgebung durch die Stadt. Proteste gab es auch in Arandjelovac, Ljig und Barajevo. Schon in den Wochen zuvor hatten viele Serben gegen das Abkommen über wichtige Rohstoffe protestiert, mit dem die EU ihre Abhängigkeit von China verringern will. Lithium ist wichtig für den Bau von Batterien, insbesondere für Elektroautos. Eine Absichtserklärung war vergangene Woche im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz in Belgrad unterzeichnet worden.
Umweltschützer und Oppositionsgruppen in Serbien kritisieren, das Vorhaben werde der Umwelt irreversible Schäden zufügen, den Bürgern des Landes aber kaum Vorteile bringen. Das britisch-australische Unternehmen Rio Tinto hatte vor einigen Jahren ein Bergbauprojekt für Lithium im Jadartal im Westen des Landes gestartet, das auf großen Widerstand stieß und schließlich ausgesetzt werden musste. Anfang Juli hob das serbische Verfassungsgericht jedoch die Entscheidung der Regierung auf, das Projekt im Umfang von 2,2 Milliarden Euro zu streichen, und ebnete damit den Weg für dessen Wiederaufnahme.
Die Bundesregierung hat für die Ansiedlung von Intel in Magdeburg Subventionen von fast zehn Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Doch jetzt liegt das Projekt vorerst auf Eis. Der klamme Branchenpionier investiert lieber zuhause in den USA. Angesichts einer Finanzierungslücke im Haushalt diskutiert die Regierung, was mit den Geldern passieren soll.