Tatsächlich: Gute Nachrichten vom Betzenberg
Süddeutsche Zeitung
Mehr als zehn Jahre lang dominierten Meldungen über Krise, Absturz und Chaos die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern. Nun geht es sportlich aufwärts, der Aufstieg erscheint möglich - wie konnte das passieren?
Vor ein paar Wochen schaffte es der 1. FC Kaiserslautern mal wieder auf eine große Bühne. Mark Cwiertnia - dessen Name kaum jemand kennt, weil Cwiertnia als Mark Forster Popmusik macht - hatte die Moderation einer Abendshow bei ProSieben übernommen, und das Konzept dieser Spiel-und-Quiz-Sendung sieht vor, dass sich jeder Moderator ein übergeordnetes Thema aussuchen darf.
Forster, geboren in Kaiserslautern, aufgewachsen im pfälzischen Winnweiler, wollte also seinen Lieblingsklub präsentieren. Er steckte die Show-Band in Lautern-Trikots, fuhr mit dem Mannschaftsbus vor, moderierte im Otto-Rehhagel-Trainingsanzug und erwähnte bei jeder Gelegenheit, was für ein toller Klub der FCK sei. Fünf Millionen Zuschauer guckten zu.
Allem Anschein nach muss der Verein demnächst einen entsprechenden Antrag stellen - außer Präsident und Investor Hasan Kivran überlegt sich noch einmal anders. Von Christoph Leischwitz
Der Verdacht liegt nahe, dass auf dem heimischen Sofa viele dachten: Ach guck, Kaiserslautern, die gibt es ja auch noch, wo spielen die mittlerweile eigentlich? Die Antwort: Sie spielen jetzt das vierte Jahr dritte Liga, und nur dank eines Schlussspurts in der vergangenen Saison nicht Regionalliga. Der viermalige deutsche Meister mag immer noch viele Fans haben, auch Prominente. Sportlich ging es seit dem Bundesliga-Abstieg 2012 im Grunde konstant bergab, eine Krisenmeldung nach der nächsten, Finanzmisere, Niederlagen, Rücktritte, bis ... ja, bis jetzt.
Tatsächlich, es gibt zum ersten Mal seit zehn Jahren gute Nachrichten vom Betzenberg. Der FCK ist Tabellenzweiter, letzte Niederlage im Oktober, seitdem hat man sieben von neun Spielen gewonnen und nur zwei Gegentore kassiert. In der Winterpause hat der Klub den Stürmer Terence Boyd geholt, eine Art Simon Terodde der dritten Liga, also ein Angreifer, bei dem man mit einer gewissen Tore-Zahl quasi rechnen kann. Das Signal dieses Transfers ist vollkommen klar: Wir wollen zurück in die zweite Liga! Am besten sofort!