Tatort aus Dortmund heute im Ersten: Hätte er einfach mal aufgepasst!
Frankfurter Rundschau
Der Dortmund-Tatort „Gier und Angst“ bringt die Not der Reichen auf den Punkt.
Frankfurt am Main - Eine tiefgreifende Lässigkeit belebt den Dortmund-Tatort „Gier und Angst“ (ARD) und das inzwischen nahezu perfekt eingespielte Quartett Faber, Bönisch, Rosa, Jan Pawlak (denn Vor- und Nachnamen kommen hier stets recht gezielt zum Einsatz). Diese Lässigkeit gibt selbst etwas abgedroschenen Vorgängen eine Frische, mit der man den zweiten Tag des Jahres zufrieden und nicht zu anstrengend abschließen kann.
Der eine abgedroschene Vorgang betrifft natürlich den Kapitalismus in einer typischen Erscheinungsform: betrügerisches Finanzgebaren. Es taucht alsbald kichernd hinter dem Leichenfund auf, welcher in einer Regennacht für eine stimmungs-, aber irgendwie folgenlose Eingangsszene sorgt. Denn der Ermordete scheint der einzige zu sein, der kein Schurke war, jedenfalls keiner mehr sein wollte.
Das betrügerische Finanzgebaren kichert, weil es auf besonders willfährige Opfer gestoßen ist. Regisseur Martin Eigler, der das Drehbuch für „Tatort - Gier und Angst“ zusammen mit Sönke Lars Neuwöhner schrieb, setzt vor allem den herrlich verheulten Max von Alfeld (Matthias Bundschuh) in Szene. Es könnte tatsächlich sein, dass der junge Herr von Alfeld sein Vermögen auf Empfehlung seines Finanzberaters (Heiko Pinkowski als onkelhafte Unschuld vom Lande) komplett durchgebracht hat. Jedenfalls fehlt ihm die Übersicht. „Mein Gott, man möchte doch ein bisschen Zeit für die schönen Dinge im Leben haben“, schnieft er. „Ich bin doch kein Geldmensch, ich bin ein Kulturmensch“, schluchzt er. Ja, die Welt ist wirklich so ungerecht, und „Gier und Angst“ lässt es das Publikum in Ruhe selbst merken. Die Polizei schüttelt bloß sachte den Kopf.