Tatort: „Borowski und der gute Mensch“ - Eidingers letzter Auftritt heute in der ARD
Frankfurter Rundschau
Lars Eidinger spielt ein letztes Mal den „stillen Gast“ im heutigen ARD-Tatort „Borowski und der gute Mensch“. Die TV-Kritik.
Frankfurt - Lars Eidinger, in diesem Jahr der Salzburger Jedermann, spielt Schiller – und zwar den tückischen Franz Moor in „Die Räuber“: „Jeder hat gleiches Recht zum Größten und Kleinsten, Anspruch wird an Anspruch, Trieb an Trieb und Kraft an Kraft zernichtet. Das Recht wohnet beim Überwältiger, und die Schranken unserer Kraft sind unsere Gesetze.“ Er sitzt im Rollstuhl, als ein Verwachsener, stellt sich dann beineschlotternd auf einen Stuhl, legt sich eine Schlinge um den Hals. Und hat bei allem einen verdächtig scharfen, böse funkelnden Blick auf die Umgebung.
Denn, Moment, Lars Eidinger spielt im ARD-Tatort „Borowski und der gute Mensch“ eigentlich den Frauenmörder Kai Korthals, der in der Knast-Theater-AG Franz Moor spielt. Und, man ahnt es sofort, seinen Ausbruch plant. Es wird ihm nicht schwerfallen.
An diesem Sonntagabend beenden Sascha Arango, Buch, und Ilker Catak, Regie, die „Stiller Gast“-Tatort-Trilogie – drei Filme, die die Zuschauerin durchaus das Gruseln lehren können – mit „Borowski und der gute Mensch“. Der gute Mensch, das ist natürlich Kai Korthals, der sich jedenfalls nicht für einen schlechten Menschen hält. Der zudem, Frauenstimmen aus dem Off bezeugen es zu Anfang, zahlreiche Briefpartnerinnen und Verehrerinnen hat, die wahlweise seine „schönen Augen“ preisen oder ihn als „Opfer des Systems“ sehen (gerade erst lernte man im Köln-Tatort, dass solch romantisches Schwärmen für Gewalttäter Hybristophilie genannt wird). Die Polizei vermutet, nicht zu Unrecht, dass Korthals zu einer von den Briefeschreiberinnen auf dem Weg ist.