Taliban wollen bei UN-Vollversammlung sprechen
DW
Wer bei der UN-Generaldebatte spricht, repräsentiert fast immer ein Land. Nun wollen die Taliban vor der Vollversammlung in New York das Wort ergreifen. Muss eine Regierung legitim sein, um ein Land zu vertreten?
Nach der Machtübernahme in Afghanistan wollen die militant-islamistischen Taliban das Land auch offiziell auf der UN-Bühne vertreten. In einem Brief an UN-Generalsekretär António Guterres, erbittet Taliban-Außenminister Amir Chan Motaki das Recht, bei der laufenden 76. Generaldebatte der UN-Vollversammlung zu sprechen. Er war nach Angaben der Vereinten Nationen vom Außenministerium des "Islamischen Emirats von Afghanistan" an das UN-Hauptquartier in New York geschickt worden.
In dem Brief argumentieren die Taliban mit den faktischen Machtverhältnissen: "Mohammad Ashraf Ghani wurde abgesetzt und (Länder auf der ganzen Welt) erkennen ihn nicht mehr als Präsidenten an", heißt es darin. Tatsächlich sind die Islamisten nach ihrem Siegeszug angesichts des Truppenabzugs der Nato-Staaten de facto die Herrscher des Landes. Deutschland, die USA und andere Länder sehen die Taliban nach dem Kollaps der afghanischen Armee und der Flucht von Präsident Ghani als Ansprechpartner und Machthaber. Sie erkennen sie aber nicht als legitime Regierung an.