Taliban schränken Frauenrechte in Afghanistan weiter ein
DW
Weiterführende Schulen für Mädchen wurden schon geschlossen, viele Frauen können ihre Berufe nicht mehr ausüben. Jetzt gehen die Taliban noch weiter und beschneiden die Bewegungsfreiheit der Frauen.
Einer neuen Ankündigung der islamistischen Herrscher zufolge dürfen Frauen auf längeren Wegen nur noch in Begleitung eines engen männlichen Verwandten befördert werden. Sie müssen dann einen Hidschab tragen, sonst dürfen sie überhaupt nicht mitgenommen werden. Wie genau der Hidschab aussehen soll, geht aus der Anordnung nicht hervor. Die Taliban verstehen darunter in der Regel nicht die Bedeckung von Haaren und Hals, sondern einen Umhang von Kopf bis Fuß.
"Frauen, die eine Strecke von mehr als 45 Meilen (72 Kilometer) zurücklegen, sollten nicht mitgenommen werden, wenn sie nicht von einem engen Familienmitglied begleitet werden", sagte ein Sprecher des Ministeriums für die Förderung der Tugend und die Verhinderung des Lasters. In der neuen Anweisung des Ministeriums werden die Menschen auch aufgefordert, in ihren Fahrzeugen keine Musik mehr zu hören. Außerdem sollen die Autofahrer Pausen zum Gebet einlegen.
Die in Online-Netzwerken verbreitete Leitlinie folgt Wochen nachdem das Ministerium die afghanischen Fernsehsender aufgefordert hatte, keine Dramen und Seifenopern mit weiblichen Darstellern mehr zu zeigen. Das Ministerium hatte auch Fernsehjournalistinnen aufgefordert, bei ihren Auftritten Hidschabs zu tragen.
Die Taliban hatten Mitte August wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Bislang hat kein Land die Taliban-Führung offiziell anerkannt, die mit dem Versprechen angetreten war, dass ihre neue Herrschaft über das Land milder ausfallen werde als einst in den 90er Jahren. Entscheidungen zur Beschneidung der Frauenrechte und Berichte über Mädchen, die nicht zur Schule gehen können, schüren aber Zweifel an den Zusicherungen der Islamisten.
Auch mangelndes Demokratieverständnis zeigten die Taliban zuletzt. So haben sie die Unabhängige Wahlkommission (IEC) und die Kommission für Wahlbeschwerden aufgelöst. Es gebe keinen Bedarf für diese Gremien, sagte der Sprecher der Taliban-Regierung, Bilal Karimi, in Kabul. Nach seinen Angaben wurden kürzlich außerdem die Ministerien für Frieden und für Parlamentsangelegenheiten abgeschafft.