Taliban-Führung brüskiert Westen durch Freiheitseinschränkungen
DW
Mit dem Rückzieher bei Mädchenbildung und frauenfeindlichen Vorschriften gehen die Taliban auf Konfrontation zum Westen. Die Frage ist: Warum?
Für die Not der Menschen in Afghanistan haben die regierenden Taliban keine Lösung. Stattdessen sind sie mit der Anordnung von Verhaltensregeln und Kleidungsvorschriften beschäftigt, vor allem für Frauen.
Fast täglich verkündigen sie neue, noch strengere Regeln. Zum Beispiel dürfen seit vergangenem Sonntag Frauen nur in Begleitung eines Mannes ein Flugzeug besteigen. Dies soll sowohl für Inlands- wie auch für internationalen Flüge gelten. Am Flughafen Kabul gehen allerdings weibliche Reisende unbegleitet an Bord "wie bisher", wie ein leitender Flughafenmitarbeiter der Nachrichtenagentur AP berichtet.
Das nächste Ziel scheint die Wiedereinführung der Ganzkörper-Bedeckung für die Frauen zu sein. Seit Dienstag sind alle weiblichen Angestellten in Behörden und Ministerien verpflichtet, ihren Körper komplett zu verhüllen.
In dieser Woche wurden auch die Vorschriften für das öffentliche Leben strenger. Das betrifft zum Beispiel den Besuch von Parkanlagen. Der wird künftig nach Geschlechtern getrennt. Zutritt ist künftig Frauen nur noch an drei Tagen in der Woche erlaubt; Männer dürfen an den übrigen vier Tagen in die Parks. Auch für männliche Angestellte in Behörden und Ministerien gibt es neue Vorschriften: Sie sollen einen Bart und traditionelle einheimische Kleidung tragen und gemeinsam beten.
Die weiterführenden Schulen für Mädchen sollen geöffnet werden, wenn man sich auf "passende Kleidungsvorschriften" für die Schülerinnen ab dem 12. Lebensjahr geeinigt hat, heißt es in einer Mitteilung des Ministeriums für die "Förderung der Tugend und Verhinderung des Lasters" von vergangener Woche. Dieses Ministerium war nach der Machtübernahme der Taliban im August an Stelle des Frauenministeriums eingesetzt worden.