
Türkei vor der Stichwahl: Sinan Ogan - vom Außenseiter zum Königsmacher
DW
Erdogan oder Kilicdaroglu: Wer künftig die Türkei regieren wird, wird am 28. Mai in einer Stichwahl entschieden. Dabei will jetzt ein Außenseiter eine entscheidende Rolle spielen: Sinan Ogan vom ATA-Bündnis.
Der in der ersten Runde gescheiterte türkische Präsidentschaftskandidat und Ultranationalist Sinan Ogan hat seine mit Spannung erwartete Wahlempfehlung ausgesprochen und dabei Staatschef Recep Tayyip Erdogan für die Stichwahl am Sonntag seine Unterstützung zugesagt. "Ich rufe die Wähler, die im ersten Wahlgang für uns gestimmt haben, auf, im zweiten Wahlgang für Erdogan zu stimmen", sagte Ogan am Montag in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Damit steigen die Chancen auf einen Wahlsieg für den Favoriten Erdogan weiter.
"Flüchtlinge sind die größte Gefahr für unsere Wirtschaft, Kultur, öffentliche Ordnung, innere und äußere Sicherheit. Jetzt kommt die Zeit, dass sie nach Hause geschickt werden", so schrieb der Präsidentschaftskandidat des ultranationalistischen und rechtspopulistischen ATA-Bündnisses Sinan Ogan vergangene Woche auf Twitter.
Ogan bekam mit seinem Tweet viel Zuspruch. Rund 5,5 Millionen Flüchtlinge leben Schätzungen zufolge derzeit in der Türkei. Nach der Pandemie und Wirtschaftskrise und nach den verheerenden zwei großen Erdbeben sind diese nicht willkommen.
Flüchtlinge spielten bei dem Wahlkampf von Sinan Ogan eine wesentliche Rolle. Ogan will sie zurückschicken. In seinen Beiträgen auf den sozialen Medien werden Syrer oft als kriminell und gefährlich dargestellt, während das Türkentum hochgelobt wird.
Bei der Wahl am Sonntag hat der aussichtslose Kandidat Ogan den dritten und letzten Platz belegt. Überraschenderweise hat er aber 5,1 Prozent der Stimmen erhalten. Auf den amtierenden Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan fielen 49,5 Prozent, der damit die nötige Mehrheit für den Sieg im ersten Wahlgang knapp verpasst hat. Sein Herausforderer Kilicdaroglu, der Kandidat des größten Oppositionsbündnisses, hat rund 45 Prozent der Stimmen erhalten.