Suspendierter Oberbürgermeister angeklagt
ZDF
Der suspendierte Oberbürgermeister von Halle muss vor Gericht. Er ließ sich und Mitarbeiter gegen Covid impfen, obwohl sie noch nicht dran waren.
Die Staatsanwaltschaft in Halle hat in der sogenannten Impfaffäre Anklage gegen den suspendierten Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos) und eine frühere Mitarbeiterin erhoben. Es stehe der Verdacht der gemeinschaftlichen veruntreuenden Unterschlagung und Fälschung beweiserheblicher Daten im besonders schweren Fall im Raum, teilte die Behörde mit.
Der suspendierte OB hatte sich im Januar 2021 gegen das Coronavirus impfen lassen und so mutmaßlich gegen die vom Bund erlassene Impfreihenfolge verstoßen. Außerdem soll er für weitere Verstöße gegen die Impfpriorisierung verantwortlich sein, da sich auch mehrere Stadträte und Mitarbeiter der Stadtverwaltung hatten impfen lassen.
Die Staatsanwaltschaft hält Wiegand und die Mitarbeiterin nach eigener Aussage für "hinreichend verdächtig, vorsätzlich dafür gesorgt zu haben, dass neun Mitglieder des Pandemiestabes sowie acht Stadträte" entgegen der damaligen Impfpriorisierung gegen das Coronavirus geimpft wurden. Auch habe keine Gefahr bestanden, dass der Impfstoff ansonsten zu verfallen drohte. Die hatte Wiegand öffentlich behauptet.
Das Landgericht Halle soll nun prüfen, ob ein hinreichender Tatverdacht besteht und dann entscheiden, ob das Hauptverfahren eröffnet wird. In der Vergangenheit hatte Wiegand wiederholt gesagt, dass seinerseits keine juristische Verfehlung vorliege.
Nach seiner Suspendierung durch den Stadtrat im Frühjahr 2021 hatte er sich an mehrere Instanzen gewandt, um seine vorläufige Dienstenthebung aufzuheben - bisher erfolglos. Gegen das Stadtoberhaupt läuft außerdem ein Disziplinarverfahren am Landesverwaltungsamt.