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Stummfilm „Der Scheich“: Massenmedium und Massenhysterie
Frankfurter Rundschau
Vor einhundert Jahren kam „Der Scheich“ mit Rudolph Valentino in die Kinos, der ein Superstar und Sexsymbol wurde.
Vor hundert Jahren, Ende Oktober 1921, hatte in den Kinos der Westküste der USA ein Film Premiere, der Epoche machte. Er revolutionierte das Gemütsleben und das Verhältnis der Geschlechter. „Der Scheich“ heißt er. Regisseur war George Melford. Die Titelrolle hatte Rudolph Valentino, Vorlage der Handlung des Films war der Bestseller der englischen Autorin Edith Maud Hull.
Es ist ein rassistischer, Frauen verachtender Schmachtfetzen. Eine englische Aristokratin wird von einem Wüstenscheich entführt und vergewaltigt. Am Ende liebt sie den Entführer und es stellt sich heraus: Er ist kein Araber, sondern sein Vater war ein englischer Aristokrat und seine Mutter eine Spanierin. Das ist auch die Geschichte des Films. Auf Youtube gibt es ihn zu sehen.
Rudolph Valentinos damalige Freundin und spätere Ehefrau, die Kostümbildnerin und Schauspielerin Natacha Rambova (1897 – 1966), die später eine anerkannte Ägyptologin wurde, riet Valentino von der Rolle als Scheich ab. Das Stück sei Trash und würde ihm in seiner Schauspielerkarriere nur schaden. Einer der großen Produzenten Hollywoods, Cecil B. DeMille erklärte, „Der Scheich“, sei ein dummer, uninteressanter Film, dem nicht nur selbst die geringste Spur von Realismus abginge. Er sei außerdem noch gähnend langweilig. „Es gibt die schönsten Aufnahmen durch die Wüste reitender Araber darin. Ich dämmerte weg und als ich wieder aufwachte, ritten sie noch immer.“ Das schrieb Cecil B. DeMille, als der Film längst alle Zuschauerrekorde der Stummfilmära gebrochen hatte.