Studie: Traditionelle Strukturen bremsen Gleichstellung im Beruf
DW
Trotz Fortschritten bei der Gleichstellung sind Frauen in Deutschland einer Studie zufolge im Beruf weiterhin oft benachteiligt. Und die Corona-Pandemie könnte die Lage noch verschlechtert haben.
Zwar hätten Frauen in Bildung und Job aufgeholt, doch "traditionelle Strukturen" bremsten weiterhin die Bemühungen um eine Gleichstellung der Geschlechter, heißt es einer Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Zudem seien die Folgen der Corona-Pandemie für die Situation der Frauen derzeit "noch nicht absehbar".
Bei schulischer und beruflicher Qualifikation sowie bei der Beteiligung an Weiterbildung haben Frauen im Durchschnitt ein höheres Niveau als Männer erreicht, wie es hieß. Die Erwerbsbeteiligung von Frauen lag Ende 2020 aber noch um rund sieben Prozentpunkte niedriger: Bei den Männern im Alter zwischen 15 und 64 lag die Erwerbstätigenquote bei 79 Prozent, bei Frauen bei 72 Prozent. Im Jahr 1991 hatte die Differenz noch bei 21 Prozentpunkten gelegen. Ein wesentlicher Grund für Unterschiede ist den Angaben zufolge die ungleiche Aufteilung etwa bei Kinderbetreuung oder Pflege von Angehörigen.
Nach wie vor sind Frauen aber deutlich seltener als Männer in Top-Positionen der Wirtschaft. So waren 2020 elf Prozent aller Vorstandsposten der 160 größten deutschen börsennotierten Unternehmen mit Frauen besetzt.
Anders sieht es der Analyse des Wirtschaft- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zufolge auf der zweiten Führungsebene aus, wo der Frauenanteil mit 40 Prozent nur etwas niedriger als der Anteil an allen Beschäftigten (44 Prozent) war.
Hier könnte es nach Angaben des Instituts durch die Corona-Pandemie sogar zu Rückschritten gekommen sein: So übernahmen vor Beginn der Pandemie 62 Prozent der Mütter und fünf Prozent der Väter in Paarbeziehungen mit Kindern den überwiegenden Anteil der Betreuungszeit, ein Drittel der Paare teilte die Kinderbetreuung annähernd gleich auf. Nach einem vorübergehenden Anstieg der Kinderbetreuung durch die Männer verschlechterte sich die Arbeitsteilung bis zum Juni 2021 wieder. Bei 71 Prozent der Familien übernahmen die Mütter überwiegend die Kinderbetreuung, bei sieben Prozent die Väter. Nur noch 22 Prozent der Paare teilten sich die Betreuung annähernd gleich auf.