Studie sorgt für Klarheit: Pferde-Wurmmittel Ivermectin wirkt gar nicht!
RTL
Besonders unter Impfskeptikern war Ivermectin beliebt; sollte vor einer Ansteckung mit Covid-19 schützen. Jetzt weiß man jedoch: Das Medikament bringt nichts.
Während der Coronavirus-Pandemie haben wir verschiedene Phasen und Wellen durchlebt: von Lockdowns, Virus-Varianten bis hin zu Hotspot-Regeln. Während sich schließlich, als die Vakzine ihre Zulassung erhalten haben, ein großer Teil gegen das Virus hat impfen lassen, schwörte ein kleiner Teil der Bevölkerung auf Ivermectin. Besser bekannt ist das Medikament als Wurmmittel für Pferde, Kühe und andere Nutztiere. Die vermeintliche Wunderwaffe gegen Covid-19? Eine große Studie aus Brasilien räumt damit jetzt auf: Eine Einnahme des Entwurmungsmittels bewirkt schlichtweg gar nichts.
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Ivermectin wird zwar auch beim Menschen eingesetzt, etwa im Kampf gegen bestimmte Fadenwürmer und Krätzemilben, an erster Stelle steht aber die medikamentöse Behandlung von beispielsweise Pferden. Nichtsdestotrotz galt Ivermectin unter Impfskeptikern als echte Geheimwaffe, um sich vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen.
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Aber: Der Arzneistoff hilft gar nicht gegen die neuartige Atemwegserkrankung. Das hat eine große Studie aus Brasilien, die im renommierten "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde, nun bestätigt. Das Risiko, für etwa eine erfolgreiche Behandlung im Krankenhaus nach einer Infektion mit dem Virus, werde im Vergleich zum Placebo durch das Medikament nicht gesenkt.
In der Doppelblind-Studie wussten weder Ärzte noch die per Los zugeordneten Patienten, wer das Wurmmittel und wer ein Scheinpräparat (Placebo) bekommen hatte. Die mehr als 3.500 Teilnehmer hatten wegen ihres Alters oder wegen Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-Verlauf. 679 von ihnen erhielten Ivermectin, ebenso viele ein Scheinpräparat, die übrigen knapp 2.160 Patienten wurden anders behandelt.
In der Untersuchung erwies sich Ivermectin als klinisch unwirksam – sowohl in Bezug auf das Risiko einer Krankenhauseinweisung als auch auf die Dauer eines Klinikaufenthalts oder die Genesung nach einer Infektion. "Kein Effekt des Medikamentes!", twitterte der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Stefan Kluge, mit Blick auf die Studie. Der Infektionsimmunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité reagierte auf das Ergebnis ebenfalls auf Twitter: "Damit sollte dieses Thema mal abgehakt sein."
Schon in der Vergangenheit kamen Meta-Analysen, die einzelne Untersuchungen und Laborexperimente zusammenfassten, zu keinem eindeutigen Ergebnis über einen angeblichen Nutzen von Ivermectin. Bis heute sprechen sich Weltgesundheitsorganisation (WHO), Robert Koch-Institut (RKI) und Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gegen den Einsatz des Medikaments in der Pandemie aus. Bei falscher Dosierung kann das Mittel hochgiftig sein. (dpa/vdü)