Stuart Turton: „Der Tod und das dunkle Meer“ – Die furchtbarste Art zu reisen
Frankfurter Rundschau
Stuart Turtons herrlicher Schmöker und historischer Kriminalroman „Der Tod und das dunkle Meer“.
Die Batavia, gebaut zwischen 1626 und 1628, war ein sogenannter Ostindienfahrer, die im Dienst der Niederländischen Ostindien-Kompanie Gewürze, Textilien, Keramik transportierten. In die Geschichte eingegangen ist das Segelschiff aber nicht, weil es bereits auf seiner ersten Reise vor Australien sank, sondern wegen des Machtkampfes und der Morde, die der wundersamen Rettung der allermeisten Menschen an Bord folgten: Denn während der Kapitän das kleinere von zwei Beibooten mehr als 1600 Seemeilen nach Batavia auf Java steuerte und dann der Oberkaufmann mit Hilfe zum Schiffswrack zurückkehrte, ließ der an Land inzwischen das Regiment führende Unterkaufmann des Schiffes die meisten Überlebenden ermorden, da er mit einer kleinen Truppe von Meuterern der kostbaren Fracht habhaft werden wollte. Diese schreckliche Geschichte ging dem britischen Autor Stuart Turton nicht mehr aus dem Kopf, weswegen er nach Holland reiste, sich zwei Tage lang im originalgetreuen Nachbau der Batavia den Kopf stieß, die offenbar in Bibliotheken reichlich vorhandenen Tagebücher und Berichte von Schiffsreisen im 17. Jahrhundert las, um dann den historischen Kriminalroman „Der Tod und das dunkle Meer“ zu schreiben. Er nennt das fiktive Schiff, das 1634 von Batavia startet, die Saardam, lässt einen Aussätzigen im Hafen die schrecklichsten Prophezeiungen machen, außerdem eine Art Ermittlerpaar mitreisen, eher unfreiwillig, denn Samuel Pipps ist ein Gefangener und soll in Amsterdam hingerichtet werden, sein Leibwächter Arent Hayes besteht aber darauf, weiterhin auf ihn aufzupassen. In einer munteren Video-Schalte gibt Turton zu, den kleinen, eleganten Sammy alias „Spatz“ und den gewaltigen Arent alias „Bär“ nach gründlicher Arthur-Conan-Doyle-Lektüre als eine Art Sherlock Holmes und Dr. Watson entwickelt zu haben. Dann entstanden zur Übung – tatsächlich nennt es Turton so – Mini-Krimis, „mini-mysteries“ nach Doyle-Vorbild, damit er ein Gefühl für die Figuren bekäme und Sammy und Arent eine Vergangenheit haben würden. Im Roman gibt es nur hier und da eine Anspielung auf ihre alten „Fälle“, keinesfalls möchte der britische Autor diese kurzen Texte veröffentlichen. Er schwört außerdem, er werde nie von irgendeinem seiner Romane, egal wie erfolgreich dieser sein sollten, eine Fortsetzung schreiben.More Related News