Strompreise explodieren in der Türkei: Protestwelle setzt Erdogan unter Druck
Frankfurter Rundschau
In der Türkei explodieren die Preise: Strom kostet zum Teil mehr als doppelt so viel wie zuvor. Präsident Erdogan gerät zunehmend unter Zugzwang.
Ankara – Die Inflation in der Türkei wirkt sich mittlerweile in erheblicher Weise auf die Stromkosten der Menschen aus. Zahlreiche Proteste setzen Präsident Recep Tayyip Erdogan zunehmend unter Druck. Dessen Regierung hatte die Kosten für Energie vor kurzem als Reaktion auf die Inflation drastisch erhöht.
Bereits zu Beginn des Jahres hatte die Inflationsrate in der Türkei die 30 Prozent-Hürde überschritten. Mittlerweile liegt der Wert bei 48,69 Prozent, wie das türkische Statistikamt am Donnerstag (03.02.2022) mitteilte. Da die Lira, die nationale Währung der Türkei, immer weiter an Wert verliert, werden vor allem importierte Güter teurer. Strom ist dabei in hohem Maße betroffen.
Auch in anderen Staaten, inklusive Deutschland, explodieren die Energiepreise bereits seit vergangenem Jahr. In der Türkei kommt allerdings hinzu, dass sich Präsident Erdogan trotz der hohen Inflation gegen höhere Zinsen weigert, die der Teuerung nach der gängigen Ansicht entgegenwirken würden. Stattdessen erhöhte Erdogans Regierung zum Jahreswechsel die Strompreise für Haushalte und Unternehmen.
Erdogan führte einen Stufentarif ein, demzufolge ein Stromverbrauch von bis zu 150 Kilowattstunden im Monat 50 Prozent mehr kostet als zuvor. Haushalte in der Türkei, deren Stromverbrauch über diesem Limit liegt, zahlen sogar 127 Prozent mehr, wie das türkische Nachrichtenportal Hürriyet Daily News berichtete. Der höhere Tarif gilt ebenfalls für Unternehmen.
Die Erhöhung der Stromkosten hatte eine Welle an Protesten zur Folge. In der Hauptstadt der Türkei, Ankara, gingen Menschen auf die Straße, um ihre Rechnungen zu verbrennen. Die größte Oppositionspartei in der Türkei, CHP, forderte eine Rücknahme der Teuerungen, wie auch die Union der Kammern und Börsen der Türkei, die kleine und mittlere Unternehmen repräsentiert.