Streit um Sohn mündet in mutmaßlicher Entführung nach Panama
ProSieben
Nach einer Trennung bricht zwischen einem heute 50-jährigen Mann und seiner Ex-Partnerin ein sechs Jahre andauernder Streit um den gemeinsamen Sohn aus. Nun muss sich der Kindsvater wegen Entführung vor Gericht verantworten.
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«Es war die Hölle», sagt die Mutter. «Ich wollte ihn beschützen», sagt der Vater - vor dem Amtsgericht Pforzheim entfaltet sich am Dienstag ein Drama rund um die Entführung eines Kindes nach Panama. Der 50-jährige Vater des Jungen ist angeklagt, den inzwischen Elfjährigen nach Panama gebracht zu haben. Eigentlich hätte er ihn nach einem Weihnachtsurlaub der Mutter übergeben müssen. Sie wartet vergeblich am vereinbarten Treffpunkt.
Den Vorwurf der Kindesentziehung räumt der Vater kurz nach Prozessbeginn ein. Er habe keine Wahl gehabt, sagt er. Seine Stimme bricht, wenn die Sprache auf den Sohn kommt. «Mir tut das alles so leid, vor allem für meinen Sohn», sagt er unter Tränen. «Das war nicht optimal, das weiß ich.»
Die Mutter des Kindes ist beim Prozess als Nebenklägerin dabei. «Unser Leben wird nie mehr dasselbe sein», sagt sie vor Verhandlungsbeginn. «Niemand kann sich vorstellen, was wir durchgemacht haben.» Es habe immer wieder Streit gegeben um den Umgang, ihr Ex-Partner sei ständig vor Gericht gezogen und werde das weiter tun. «Ich kenne ihn», sagt sie. Laut Anklage ist der Sohn durch die Ereignisse traumatisiert, hat Albträume, will den Namen seines Vaters nicht mal mehr hören. Er lebt seit der Festnahme des Vaters in Panama im Februar wieder bei seiner Mutter.
Der in Nordrhein-Westfalen lebende Angeklagte nennt die Tat eine Verzweiflungstat. Nach der Trennung habe er sechs Jahre lang versucht, eine normale Beziehung zu seinem Kind aufrechtzuerhalten. Die Mutter aber sei mit ihm siebenmal umgezogen, «jedes Mal weiter weg». Die gemeinsame Zeit sei immer mehr beschnitten worden. Ein als Zeuge vernommener langjähriger Freund des Angeklagten verteidigt ihn engagiert. «Er war der beste Vater, den man sich vorstellen kann.» Als er aber den Sohn nur noch alle vier Wochen habe sehen dürfen, sei er verstummt und habe nicht mehr viel darüber gesprochen.