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Streit um Hund eskaliert
Frankfurter Rundschau
Verfahren gegen Ibrahim A. wird eingestellt / Beteiligte sollen Vorfall gemeinsam aufarbeiten
Die Anklage, die am Montagmorgen vor dem Amtsgericht verlesen wird, ist von der Art, bei der man sich am Ende fragt: Wer macht denn so etwas? Und sie geht so: Am frühen Abend des 2. Juni 2019 beginnt Nabila M., die mit ihrer fünfjährigen Tochter einen Spielplatz nahe einer Sossenheimer Hochhaussiedlung besucht, einen Disput mit einer Hundehalterin. Eine Dreiviertelstunde später taucht deren Sohn Ibrahim A. auf, um ihn zu beenden: Er filmt die Frau mit seinem Handy, beleidigt sie und droht, den Film mit Nennung ihrer Adresse ins Internet zu stellen und dafür zu sorgen, dass einige mit ihm befreundete Beischlaferzwinger ihr einen Hausbesuch abstatten würden. Als M. die Polizei anruft, schlägt er sie nieder, spuckt ihr ins Gesicht und nimmt ihr das Handy ab, ihre Tochter schleudert er gegen einen Zaun. Wer macht denn so etwas? Er jedenfalls nicht, sagt der 36 Jahre alte A., der alle Anklagepunkte leugnet, ansonsten aber den ganzen Prozess über schweigt. Das kann man von M. nicht behaupten. Die 34-Jährige ist mit Temperament, Selbstbewusstsein und stählernen Stimmbändern gesegnet, und lautstark und wortreich berichtet sie ihre Version: Sie habe sich bei A.s Mutter darüber beklagt, dass deren unangeleinter Köter Kinder belästige. Das sei halb so wild, habe die Frau geantwortet, der Hund attackiere Kinder nur, wenn die mit dem Fahrrad oder auf Rollschuhen unterwegs seien, das könne er nicht leiden. Und außerdem verrichteten ja auch die Kinder regelmäßig ihre Notdurft auf der Wiese – und niemand käme auf die Idee, sie deshalb anzuleinen. Sie habe daraufhin versprochen, diese originelle Sichtweise dem Ordnungsamt mitzuteilen, sagt M, und damit sei der Streit für sie erledigt gewesen. Kurz darauf habe Ibrahim A. vorbeigeschaut, um Amok zu laufen. Die nächste Zeugin, eine enge Freundin M.s, bestätigt diese Version und weiß wenig Gutes über A. zu berichten. Außer vielleicht, dass der in Frankfurt geborene türkische Staatsbürger die Höflichkeit besessen habe, die Marokkanerin M. auf Arabisch zu beschimpfen, so dass auch der Rest der Spielplatzbesucher habe mitverfolgen können, was da diskutiert werde. Wobei das so interessant nun auch wieder nicht war: Zwar habe A. einen bunten Strauß von Verbalinjurien überreicht, aber so verschieden die einzelnen Wörter auch klingen mögen, im Deutschen hätte sie alle ein und dieselbe Bedeutung, nämlich „Hure“.More Related News