Streit in der AfD droht zu eskalieren - Parteichef Chrupalla in der Kritik
ProSieben
Seit 2020 hat die AfD bei jeder Landtagswahl und auch bei der Bundestagswahl eingebüßt.
Nach den Verlusten bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen setzen die innerparteilichen Gegner AfD-Chef Tino Chrupalla weiter unter Druck und fordern einen Führungswechsel. Chrupalla dürfe nicht noch einmal als Bundessprecher antreten, sagte Bundesvorstandsmitglied Joana Cotar am Montag. Alexander Wolf, ebenfalls Mitglied im 14-köpfigen Führungsgremium, nannte Chrupallas Haltung zum russischen Angriffskrieg auf die Ukraine einen Irrweg. Der AfD-Chef wies die Kritik scharf zurück und bekräftigte seine Absicht, beim Parteitag im Juni erneut für den Vorsitz zu kandidieren.
"Mit Tino Chrupalla endete die Erfolgsgeschichte der AfD. Er bildet weder die gesamte Partei ab noch überzeugt er bei den Wählern. Darum darf er als Bundessprecher nicht noch einmal antreten", sagte Cotar. Sie forderte "unverbrauchte Köpfe an der Spitze der Partei". Wolf sagte: "Wir werden zunehmend als Außenseiter wahrgenommen. "Frieden schaffen ohne Waffen" ist eine Kirchentagsparole, nicht die Position der AfD. Dieser Kurs von Tino Chrupalla ist ein Irrweg, der die AfD fast eine weitere Landtagsfraktion gekostet hätte."
Bei der Wahl in NRW war die AfD am Sonntag mit 5,4 Prozent (-2,0 Punkte) nur knapp über die Fünf-Prozent-Hürde gekommen. Es ist einschließlich der Bundestagswahl im vergangenen Herbst die zehnte Wahl auf Landes- und Bundesebene in Folge, bei der die Partei Verluste eingefahren hat. Vor einer Woche in Schleswig-Holstein war sie sogar erstmals aus einem Landtag herausgewählt worden.
"Alle diese Wahlen fielen exakt in die Amtszeit von Parteichef Tino Chrupalla", das dürfe man nicht länger ausblenden, sagte der AfD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Braun. Chrupalla wurde im November 2019 gemeinsam mit Jörg Meuthen zum Co-Chef der AfD gewählt. Meuthen, als Vertreter der moderateren Strömung in der Partei, hatte die AfD im Januar verlassen, weil sie ihm nach eigener Angabe zu radikal geworden war.