Strategiewechsel in der Gegenoffensive: Russland gehen im Ukraine-Krieg die Waffen aus
Frankfurter Rundschau
Russland muss von der eigenen Strategie abweichen – wegen fehlender Artillerie und Munition. Derweil rücken ukrainische Truppen weiter vor.
Kiew – Russland steht im Ukraine-Krieg vor gewaltigen Problemen. Deshalb müssen die russischen Truppen von ihren eigentlichen Strategien abweichen. Im Mittelpunkt der Hindernisse für Putins Streitkräfte stehen die eingeschränkten Artilleriekapazitäten der russischen Armee, welche die zunehmenden Teilerfolge und Frontdurchbrüche der ukrainischen Gegenoffensive erklären.
Schon vor der Gegenoffensive hätten russische Truppen versucht, Munition zu sparen, berichtet das Royal United Services Institute for Defence and Security Studies (RUSI) im Hinblick auf eine Einordnung der aktuellen Lage im Ukraine-Krieg. Die Kriegsstrategie sei so angepasst worden, dass Treffergenauigkeit der Fokus sei – und Vorrang vor großflächigem Artilleriefeuer habe. Grund sei fehlende Munition, da es Schwierigkeiten gegeben habe, große Mengen an Ressourcen in die Frontgebiete zu transportieren.
Das bestätigen laut CNN auch mehrere russische Militärblogger. Es fehle besonders in der Region Cherson im Süden der Ukraine an Waffen und Munition. „Der Brigadekommandeur und der Chef des Aufklärungsbataillons schicken unsere Jungs ohne Artillerieunterstützung und ohne Drohnen in den Kampf – die armen Kerle werden reihenweise getötet“, schrieb demnach Roman Saponkow, ein Blogger mit mehr als 70.000 Abonnenten.
„Die 205. Brigade der russischen Streitkräfte, die in der Region Cherson kämpft, erhielt den Befehl, Inseln im Fluss Dnipro zu besetzen“, zitiert der Sender aus dem Blog Republic. „Die Soldaten antworteten, dass es ihnen an Munition, Lebensmitteln, Artillerieunterstützung und Aufklärung fehle.“
Die russischen Streitkräfte müssen zudem mit einem weiteren Problem im Ukraine-Krieg umgehen: Verschleiß. Massenangriffe seien nicht mehr wirksam genug, da die Rohre unter starkem Verschleiß leiden. Auch hier müsse Russland seine Strategie anpassen, so das RUSI. Ziel sei es nun, die Produktion von lasergesteuerten Krasnopol-Granaten und die Verwendung von Lancet-Drohnen anzutreiben. Die Genauigkeit soll damit erhöht und die Menge an Munition verringert werden.