Stiko: Affenpocken-Impfung für Risikogruppen
DW
Angesichts der zunehmenden Zahl von Affenpockenfällen hält die Ständige Impfkommission eine Impfung für bestimmte Risikogruppen für sinnvoll. Registriert sind in Deutschland derzeit 131 Erkrankungsfälle.
Erwachsene in Deutschland, die engeren Kontakt mit einem Affenpocken-Infizierten hatten oder ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, sollen nach dem Willen der Ständigen Impfkommission (Stiko) künftig vorsorglich eine Impfung gegen Affenpocken erhalten können. Konkret nennt die Stiko Menschen mit einem engen körperlichen Kontakt zu Infizierten, Personal in Laboren mit ungeschütztem Kontakt zu Proben und Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben. Für die Impfung stehe der in der EU zugelassene Pockenimpfstoff Imvanex zur Verfügung.
Der von der Stiko veröffentliche Beschlussentwurf der Empfehlung muss nun noch in ein sogenanntes Stellungnahmeverfahren mit den Bundesländern und beteiligten Fachkreisen, ist also noch keine endgültige Empfehlung. Hintergrund des Stiko-Vorstoßes ist die seit einigen Wochen ungewöhnliche Häufung von Affenpocken-Infektionen in zahlreichen Ländern Europas. In Deutschland sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts mit Stand Donnerstag 131 Infektionen registriert worden, bisher ausschließlich bei Männern. Am Vortag waren es 113.
Der Pockenimpfstoff Imvanex wurde für die echten Pocken entwickelt. Aufgrund der Ähnlichkeit der Viren schützen Impfstoffe, die gegen die echten Pocken entwickelt wurden, auch vor Affenpocken. Allerdings liegen zur Wirksamkeit keine genauen Zahlen vor, weil die Pocken ausgerottet sind und Affenpocken außerhalb Afrikas bislang üblicherweise nicht auftraten. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO handelt es sich um den größten und geografisch am weitesten verbreiteten Affenpocken-Ausbruch, über den jemals außerhalb der Endemiegebiete in West- und Zentralafrika berichtet wurde.
Bei Imvanex, das in der EU seit dem Jahr 2013 für Menschen ab 18 Jahren zugelassen ist, handelt es sich um einen besser verträglichen Pockenimpfstoff der dritten Generation. Laut Europäischer Arzneimittelbehörde EMA enthält Imvanex eine lebende modifizierte Form des Vacciniavirus, das mit dem Pockenvirus verwandt ist. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts können sich die in Imvanex enthaltenen Viren nicht mehr vervielfältigen, das Mittel könne auch Menschen mit einem geschwächten Immunsystem verabreicht werden.
Eine Immunisierung erfolgt durch zwei Impfdosen, die in einem Abstand von mindestens 28 Tagen verabreicht werden. Für Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen echte Pocken geimpft wurden, reicht eine einmalige Impfung.