Stephen King: „Billy Summers“ – Der gute Auftragskiller
Frankfurter Rundschau
Stephen Kings Kriminalroman über „Billy Summers“, der das Töten im Irak lernt und dann zu vermarkten weiß.
Ein Romanautor, gar einer vom Kaliber (kein Wortspiel beabsichtigt) eines Stephen King, denkt gewiss gründlich über den Namen für seine Hauptfigur nach. Und wenn er dann einen Auftragskiller „Billy Summers“ nennt, dann ahnt die Leserin schon: Beruf hin oder her, ein schlechter Mensch würde von Mr. King keinen so sommerlichen, fast niedlichen Namen erhalten. Und schon gar nicht wäre er ein eifriger Leser, zum Beispiel des großen, die Gerechtigkeit liebenden Franzosen Émile Zola, oder des gesellschaftskritischen Engländers Thomas Hardy. Aber weil Stephen King keiner ist, der sein Publikum überschätzt, präzisiert er schon auf Seite 16: „Im Grunde sieht er sich als Müllmann mit Waffe.“ Denn Billy Summers, der gute Killer, lässt sich nur anheuern, um schlechte Menschen zu töten. Jedenfalls folgt er diesem Prinzip, seit er nicht mehr Soldat im Irak, sondern, nun ja, freischaffend ist. Stephen King, geboren 1947, bekannt als Meister des Horrors, hat diesmal einen geradlinigen Kriminalroman geschrieben – in den allerdings ausführliche, zunehmend längliche Passagen eingefügt sind, in denen Billy von seiner schrecklichen Kindheit und seinem traumatischen Einsatz 2004 im irakischen Falludscha erzählt, wo er als exzellenter Scharfschütze entdeckt wird, immer wieder aber zusehen muss, wie Kameraden und unbeteiligte Zivilisten sterben. Durchaus kann man diesen jüngsten King-Roman, der auch im englischsprachigen Original in diesem August erschienen ist, als gar nicht mal versteckte Kritik am Irakkrieg der Vereinigten Staaten lesen; liest ihn zudem in diesen Tagen des Afghanistan-Desasters mit noch stärkeren Gefühlen. Auch der talentierte Billy Summers ist im Grunde ein Opfer der sinnlosen US-amerikanischen Einmischung; wer will es ihm verdenken, dass er nach seiner Rückkehr aus dem Irak seine Fähigkeiten vermarktet.More Related News