
Steinmeier hat die Mediziner vergessen
n-tv
Bei der Impfpflicht kocht die Stimmung hoch und die sachliche Debatte wird schwierig. Bundespräsident Steinmeier will zeigen, wie es geht, zeigt aber ungewollt, welchen Fehler man vermeiden sollte.
“Impfpflicht bedeutet Debattenpflicht”, sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Mittwoch im Schloss Bellevue, bevor er sich anschickt, gleich selbst vorzumachen, wie das geht - die “Ängste und Sorgen” von Skeptischen ernst zu nehmen und gemeinsam zu diskutieren. Eine siebenköpfige Runde hat Steinmeier zur präsidialen Debatte eingeladen, darunter eine Krankenschwester und die Leiterin eines Pflegeheims, die aus ihren Arbeitswelten berichten werden. Aus der Wissenschaft diskutieren Cornelia Betsch und Kai Nagel mit, Betsch als Expertin für Gesundheitskommunikation, Nagel als Modellierer für die Virusausbreitung.
Die Hauptrolle in der Debatte jedoch wird eine aus Baden-Württemberg zugeschaltete Lehrerin einnehmen. Gudrun Gessert sieht die Impfpflicht skeptisch, sorgt sich darum, dass die “Polarisierung zwischen Geimpften und Ungeimpften” den Radikalen Wähler zutreibe und möchte nicht in eine Booster-”Dauerschleife” geraten. Darüber hinaus ist Gessert eloquent und sehr gut vorbereitet und, das wird Steinmeier an diesem Tag zu spüren bekommen, in sehr fordernder Form.
Denn die “Sorgen und Ängste”, die Steinmeier erklärtermaßen ernst nehmen möchte und die Gessert und der ebenfalls impfskeptische Bamberger Oliver Foeth in der Debatte formulieren werden, sind keine Fragen, die aus Unwissenheit oder Überforderung resultieren. Es sind Überzeugungen, die beide gewonnen haben, indem sie sich ganz offensichtlich sehr intensiv mit der Corona-Impfung beschäftigten.