
Steinau: Mehr Tierwohl für Huhn und Hahn
Frankfurter Rundschau
Das Hofgut des Behindertenwerks in Steinau setzt auf „Zweinutzungshühner“, deren männliche Küken nicht getötet werden. In Hessen gehört es damit zu den Vorreitern.
Wenn wir es nicht machen, wer dann?“, fragt Dietrich Hunsmann, Leiter des Bioland-Hofguts Marjoß, rhetorisch und hält kurz inne. Er meint die neuen Hühner in einem von sechs mobilen Ställen, die alle zwei Wochen den Weideplatz wechseln. Sie laufen gerade eifrig draußen herum und picken Körner, sehen kräftig und beweglich aus. Das Besondere: Es handelt sich um sogenannte Zweinutzungshühner, die alten, rückgezüchteten Arten angehören: „Coffee“, mit weiß, braun und teils schwarz gemusterten Federn, und „Cream“, ganz in Weiß. Das Hofgut gehört zu den ersten in Hessen, die auf Zweinutzung setzen. Die Hühner, erklärt Hunsmann, legen dabei weniger Eier als die anderen auf dem Hof, etwa 200 bis 220 statt 280. „Genau wissen wir es noch nicht.“ Dafür setzen sie mehr Fleisch an, wiegen um die zwei Kilogramm statt gut ein Kilogramm und können später auch gut als Suppenhühner angeboten werden. Die Tiere sind robuster als die „Hybridhühner“, deren Züchtung auf die Legeleistung fokussiert ist, und brauchen kein Import-Futtermittel. Und nicht zuletzt: Männliche Küken müssen bei dieser Form der Zucht und Haltung nicht sterben, auch weil die Bruderhähne der Hennen ebenfalls mehr Fleisch haben und sich vermarkten lassen. Die Fleischqualität sei hoch, der Geschmack gut. Bei der Ökologischen Tierzucht (ÖTZ) aus Augsburg, die unter anderem auf Zweinutzung ohne Kükentöten spezialisiert ist, hat Hunsmann zunächst 220 Hühner gekauft. Von den Brüdern, die 17 Wochen aufgezogen und dann – etwa zwölf Wochen später als konventionelle Masthähnchen – geschlachtet werden, übernahm der Hof die Hälfte. Die andere zog der Züchter gegen eine Gebühr groß.More Related News