Statt Schmusekurs: Italiens Rechte machen Jagd auf Unterstützer
Frankfurter Rundschau
Lega-Chef Matteo Salvini und Giorgia Meloni, die Anführerin der postfaschistischen Fratelli d’Italia, kämpfen um die Führung im italienischen Rechtslager.
Rom – Der 48-jährige Matteo Salvini hatte sich am 23. Juli gegen das Coronavirus impfen lassen, die 44-jährige Giorgia Meloni zog drei Tage später nach. Beide taten dies eher verschämt, denn sowohl der Lega-Chef als auch die Führerin der Fratelli d’Italia buhlen um die Gunst und die Stimmen der italienischen Impfverweigerer und Corona-Leugner. Salvini sagte, dass er es nicht miterleben wolle, wie ein mit einer Injektionsspritze bewaffneter Arzt seinem Sohn hinterherrenne; Meloni bezeichnete die Einführung des Impfzertifikats pauschal als „Angriff auf die individuellen Freiheitsrechte“. Das Kokettieren mit der Corona-Protestbewegung wirkt weder bei Salvini noch bei Meloni besonders überzeugend, zumal die Impfgegner:innen in Italien zahlenmäßig eine kleine Minderheit darstellen. Doch inzwischen zählt beim Duell der beiden jede Stimme. Salvini versus Meloni und umgekehrt: Die Italienerinnen und Italiener sind seit Monaten Zeugen eines besonderen Spektakels. Denn im Grunde handelt es sich bei den beiden Streithähnen um politische Zwillinge: Beide stehen für eine restriktive Einwanderungspolitik, beide geben sich betont nationalistisch, beide stehen der EU skeptisch bis feindlich gegenüber. Und sowohl Salvini als auch Meloni haben kein Problem damit, dass sich auf den Mitgliederlisten ihrer Parteien auch erklärte Neofaschisten tummeln. Als Lega-Wirtschaftsstaatssekretär Claudio Durigon vor einigen Tagen vorschlug, einen Park in seiner Heimatstadt Latina nach Arnaldo Mussolini, dem Bruder des faschistischen Diktators Benito Mussolini, zu benennen, sah Parteichef Salvini keinen Grund, sich davon zu distanzieren. Auch Meloni grenzt sich kaum gegen die Mussolini-Diktatur ab: „Der Faschismus muss im Kontext seiner Zeit beurteilt werden“, erklärt Meloni dazu bloß.More Related News