Stammzellen-Transplantation gegen AIDS nur für Krebspatienten
DW
Eine HIV-Infizierte Frau wurde durch eine Stammzellenspende geheilt. Doch das riskante Verfahren ist nur etwas für Menschen, die an Leukämie oder einem Lymphkrebs leiden, sagt der Arzt Christoph Boesecke im DW-Interview
Deutsche Welle: Herr Dr. Boesecke, Sie haben diese Woche an einer virtuellen Retrovirus-Konferenz in den USA teilgenommen. Dort wurde der Fall einer New Yorker Patientin vorgestellt, die nach einer Stammzellentransplantation vom HI-Virus geheilt worden war. In den vergangenen Jahren war das auch schon bei drei Männern gelungen . Alle vier hatten auch Leukämie. Dürfen sich jetzt HIV-Infizierte Hoffnung machen?
Christoph Boesecke: Prinzipiell darf man immer Hoffnung haben, aber nicht aufgrund des hier beschriebenen Falles. Es gibt drei Männer, die mit dieser Strategie von HIV geheilt worden sind. Der erste war der Berliner Patient, Timothy Brown. Danach gab es einen Londoner Patienten und seitdem auch noch einen Fall aus Düsseldorf.
Interessant ist, dass es hier erstmalig bei einer Frau gelungen ist. Das ist deshalb wichtig, weil Frauen in der HIV-Forschung und in den Zulassungsstudien immer unterrepräsentiert sind, obwohl die Infektion sie global genauso häufig betrifft wie Männer.
Was den inneren Heilungsprozess angeht, ist es eine gute Nachricht für HIV-Patienten, die zusätzlich noch das Pech haben, eine Leukämie zu bekommen. Dann ist diese Strategie mit der Stammzellentransplantation eine gute Chance, die Leukämie zu heilen und die HIV-Infektion zumindest versuchsweise auch in die Heilung zu bringen.
Für alle anderen HIV-Patienten, die keine Krebserkrankung haben und insbesondere keine Leukämie oder kein Lymphom, ist das aber keine empfohlene Strategie.