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Sri Lankas Regierungsgegner stürmen Präsidentenbüro
DW
Die Lage in der Hauptstadt Sri Lankas spitzt sich zu. Nachdem die Regierung den Notstand ausgerufen hatte, stürmten tausende Regierungsgegner die Büros des neuen Interimspräsidenten und eine Fernsehstation.
Tausende Regierungsgegner stürmten das Büro des sri-lankischen Premierministers Ranil Wickremesinghe, wenige Stunden nachdem dieser zum amtierenden Präsidenten ernannt worden war, wie Zeugen berichteten. Männer und Frauen durchbrachen militärische Verteidigungsanlagen und drangen in das Büro des Premierministers ein, um Nationalflaggen zu hissen, wie Zeugen der Nachrichtenagentur AFP berichteten.
Auch drangen die Regierungsgegner in den wichtigsten staatlichen Fernsehsender ein und übernahmen kurzzeitig die Sendungen, wie Filmaufnahmen zeigten. Ein nicht identifizierter Mann drang während einer Live-Sendung in das Studio des Senders Rupavahini ein und ordnete an, dass nur protestbezogene Nachrichten gesendet werden sollten. Die Übertragung wurde unterbrochen und durch eine aufgezeichnete Sendung ersetzt.
Zuvor war Premierminister Wickremesinghe vorübergehend zum neuen Staatschef Sri Lankas ernannt worden. Das teilte Parlamentspräsident Mahinda Yapa Abeywardena in einer Erklärung im Fernsehen mit. Der bisherige Präsident Gotabaya Rajapaksa habe den Schritt autorisiert.
Stunden zuvor hatte sich Präsident Rajapaksa mit seiner Frau in einer Militärmaschine auf die Malediven abgesetzt, wie Behörden beider Länder bestätigten. Der 73-Jährige hatte inmitten der Proteste gegen die schwere Wirtschaftskrise am Wochenende ursprünglich angekündigt, am Mittwoch als Staatschef des südasiatischen Inselstaates zurücktreten zu wollen. Er hatte das Amt Ende 2019 angetreten.
Die Nachricht von seiner Ausreise löste zwar Jubel unter den Demonstranten in Colombo aus. Sie protestierten aber dagegen, dass der Premier die Amtsgeschäfte des Präsidenten übernimmt. Sie sehen ihn als Verbündeten des geflohenen Staatschefs und machen ihn ebenso für die Wirtschaftskrise verantwortlich. Zudem hatte auch Premier Wickremesinghe am Samstag seinen Rücktritt angekündigt.