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Sportmediziner Bloch: Nach Infektion nicht zu schnell wieder in den Wettkampf
DW
Welche Auswirkungen hat eine Corona-Infektion auf die Leistungsfähigkeit von Spitzensportlern? Immer mehr Genesene kehren auf die Sportbühne zurück, für manche kommt das "return to sport" allerdings zu früh.
Es war der eine Satz in der Spielanalyse, der aufhorchen ließ: Handball-Bundestrainer Alfred Gislason sagte nach der EM-Niederlage gegen Schweden in der ARD-Sportschau: "Wagner sagte nach drei Angriffen: 'Ich kriege keine Luft mehr.'" Natürlich habe er den gerade von einer Corona-Infektion genesenen EM-Debütanten dann nicht mehr einsetzen können, sagte Gislason.
Nationalmannschafts-Nachrücker Hendrik Wagner hatte einen Tag nach seiner Ankunft in der Slowakei am 16. Januar ein positives PCR-Ergebnis übermittelt bekommen und stand am 23. Januar nach sechs Tagen Isolation, zwei negativen PCR-Tests und einer eingehenden sportmedizinischen Untersuchung wieder auf dem Feld. Beim Aufwärmen für das Spiel hatte er noch signalisiert "topfit" zu sein.
"Wir sehen das bei Corona häufig, dass genau dieses Phänomen auftritt: Nach der Infektion fühlen sich die Leute einigermaßen gut, aber sobald sie in die Belastung gehen, fällt auf, dass sie schnell kurzatmig werden, schnell der Belastungsabbruch kommt", sagt Sportmediziner Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule Köln der DW. Nach einer Corona-Infektion sei die physiologische Anpassung an eine Belastung regelmäßig beeinträchtigt, so Bloch.
Der Sportmediziner plädiert deshalb für einen langsamen Wiedereinstieg und ein paar Tage Belastungstraining. "Aber von null auf hundert direkt in einen Wettkampf reingeschmissen zu werden - das ist natürlich schwierig", so Bloch. Beim Handball handele es sich um einen Sport mit hohen Belastungen für die Spieler. "In der Ruhephase hast du den Eindruck, es ist alles gut. Beim Eintritt in die Belastung merkst Du dann aber, es geht nicht", sagt Bloch.
Der Fall Wagner ist allerdings kein Einzelfall im deutschen Sport. Viele Spitzenathleten klagten nach überstandener Corona-Infektion über Probleme. Joshua Kimmich vom FC Bayern etwa hielten zunächst Lungeninfiltrationen vom Trainings- und Spielbetrieb ab.