Spieler und Fans: Iranische Proteste bei Länderspiel in Österreich
DW
Das Länderspiel zwischen dem Iran und dem Senegal wird zur politischen Bühne. Die Nationalmannschaft und ehemalige Fußballstars unterstützen den Kampf für Frauenrechte.
"Sagt ihren Namen! Sagt ihren Namen!", riefen iranische Demonstranten vor dem Stadion in Mödling, rund 20 Kilometer südlich von Wien. Die iranische Fußballnationalmannschaft bereitete sich dort am Dienstagabend mit einem Freundschaftsspiel gegen den Senegal auf die WM in Katar vor. Der Grund der Demonstration: der Tod Mahsa Aminis. Die 22 Jahr alte Frau war am 13. September in Teheran gestorben, nachdem sie von der Sittenpolizei festgenommen worden war. Sie hatte nicht den Hijab getragen, die von den iranischen Religionsbehörden vorgeschriebene Kopfbedeckung.
Der Tod Aminis hatte im Iran landesweite Protesten ausgelöst, die weiter andauern. Der Polizei wird vorgeworfen, die junge Frau totgeprügelt zu haben. Bei den Demonstrationen sollen inzwischen mehr als 70 Menschen getötet worden sein.
Das WM-Testspiel des iranischen Teams in Österreich stand im Zeichen der Unruhen im Iran. "Wir sind hier, um die Spieler zu bitten, uns zu unterstützen", sagte Mehran Mostaed, einer der Demonstranten, der DW. Der 39-Jährige, der in Wien lebt, richtete einen Appell an die Nationalspieler: "Ihr unterstützt die Diktatoren, indem ihr für sie spielt. Bitte unterstützt lieber uns, denn diese Diktatoren töten unsere jungen Leute auf den Straßen!"
Die Spieler zeigten ihre Unterstützung auf eigene Weise. Beim Abspielen der Nationalhymnen trugen sie schwarze Jacken und verdeckten so ihre Nationaltrikots. Als Sardar Azmoun, Profi des Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen, den Ausgleichstreffer für Iran zum 1:1-Endstand erzielte, verzichtete er auf Torjubel. Das gesamte Team ging wortlos zum Mittelkreis, um das Spiel fortzusetzen.
Azmoun hatte auf Instagram mit deutlichen Worten seine Sympathie für die Demonstrationen im Iran ausgedrückt - ohne Rücksicht auf mögliche Folgen für ihn selbst. "Die ultimative [Strafe] ist der Rauswurf aus der Nationalmannschaft, was ein geringer Preis für jede Haarsträhne einer iranischen Frau wäre. Schämt euch dafür, dass ihr das Volk und die Frauen des Iran einfach tötet! Lang leben die iranischen Frauen!", schrieb Azmoun. Später wurde die Instagram-Story gelöscht.