Spektakel an Spitze der Frauen-Bundesliga
DW
Eintracht Frankfurt schlägt sensationell in letzter Minute die Frauen des FC Bayern. Die TSG Hoffenheim besiegt den VfL Wolfsburg. Die Tabellenspitze wird breiter. Und in Italien steht ein Underdog an der Spitze.
Gäbe es einen Gott und würde er Fußball lieben, er hätte wohl diesen Spieltag im Sinn gehabt: Zum ersten Mal seit Jahren ist derzeit an der Tabellenspitze der Frauen-Bundesliga alles möglich. Und den Begriff "Tabellenspitze" darf man im weiteren Sinne verstehen, sie umfasst nämlich gleich die ersten fünf von zwölf Klubs. Grund dafür sind einige überraschende Ergebnisse am 6. Spieltag: Erst setzten sich am Sonntag die Hoffenheimerinnen sehr ruhig und besonnen mit 2:1 gegen den VfL Wolfsburg durch. Die "Wölfinnen" offenbarten dabei vor allem in der ersten Halbzeit Schwächen. Nach vielen personellen Veränderungen ist das Team noch nicht auf Toplevel eingespielt, und Hoffenheim stieß immer wieder elegant nach vorne durch. Lena Oberdorf besiegelte schließlich mit einem unglücklichen Eigentor die Niederlage. Und dann siegte Eintracht Frankfurt in einer völlig irren Schlussphase gegen die Favoritinnen aus München mit 3:2. In der 83. Minute waren die Bayern-Frauen durch Maxi Rall noch in Führung gegangen, die Sache schien ihren gewohnten Gang zu gehen und erledigt. Doch dann drehten Laura Freigang (88.) und Sjoeke Nüsken (90.) die Partie doch noch in letzter Sekunde.
Die Tabelle ist damit ordentlich durcheinander geschüttelt. Die Bayern-Frauen führen nur noch knapp, punktgleich sind die starken Leverkusenerinnen - die allerdings noch gegen keines der Topteams gespielt haben - und als Dritte im Bunde Eintracht Frankfurt. Wolfsburg findet sich auf einem ungewohnten vierten Platz wieder, punktgleich mit Hoffenheim. Es herrscht also, was in so vielen Ligen schmerzhaft fehlt, echtes Spektakel um den Titel - wenn man davon nach nur sechs Spieltagen sprechen kann. Und noch eines an fünf so starken Teams ist mitreißend: An fast jedem Wochenende gibt es nominell ein Topspiel. Jetzt müssten die Deutschen nur noch einschalten. Vorbei die Zeiten, in denen die einzige echte Spitzenpartie Bayern gegen Wolfsburg war. Das bedeutet auch: Das Investment in der zweiten Reihe (Leverkusen, Frankfurt, Hoffenheim) zahlt sich aus. Es macht die Liga gleicher, jedenfalls vorerst. Und es zeigt auch: Die wirklichen Ungleichmacher sind die Gelder aus den internationalen Wettbewerben. Wenn die Frauen klug sind, begehen sie nicht denselben Fehler - und werden die Liga in Europa, in der es an der Spitze Spektakel gibt.